Full text: Rheinisches Realienbuch

146 Geschichte. 
stens zehn Zerstörer wurden vernichtet. Am Morgen des 1. Juni kam noch von Süden 
her ein Geschwaderälterer englischer Linienschiffe, als der Kampf bereits beendet war. Es 
war unzweifelhaft der Plan der Engländer, unsere Streitkräfte einzuschließen. Das gelang 
ihnen nicht, und unsere Flotte errang trotz des weit überlegenen Feindes einen glänzen— 
den Sieg. Marineluftschiffe haben in der Schlacht wertvolle Aufklärungsdienste geleistet. 
Der Kampf kostete uns ein Linienschiff, einen Schlachtkreuzer, vier Kleine Kreuzer 
sowie fünf Torpedoboote. Unsere Schiffsverluste betrugen aber weniger als die Hälfte 
der englischen, und unsere Verluste an Menschenleben standen in einem entsprechenden 
Verhältnis zu den englischen: während diese mindestens 7000 Mann verloren, verlor 
unsere Flotte etwa 2860 Mannschaften und Offiziere. Wenn man bedenkt, daß die 
englische Flotte vor der Schlacht am Skagerrak bereits 103 Kriegsfahrzeuge verlor, 
dann stellen ihre bisherigen Verluste eine ansehnliche Flotte dar. 
Der 31. Mai 1916 war ein Ruhmestag unserer deutschen Flotte, die sich der Land— 
macht ebenbürtig erwies. 
5. Die Arbeit unserer Luftflotte. Die Tätigkeit der Flugzeuge bestand im gegen— 
wärtigen Kriege anfangs in der Hauptsache im Aufklärungsdienst. Zu den Aufklärungs— 
fliegern kommen jetzt auch die Kampfflieger, und im Laufe des Jahres 1916 kam es 
zu zahlreichen Luftkämpfen an allen Fronten. 
Unsere Luftflotte begann ihre Tätigkeit im neuen Jahre mit einigen kühnen 
Fahrten in Feindesland. Ein Zeppelin bewarf als Vergeltung für einen französischen 
Fliegerangriff auf Freiburg in zwei aufeinanderfolgenden Nächten (29. und 30. Januar) 
Paris mit Bomben. In der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar griff eines unserer 
Luftschiffgeschwader das englische Industriegebiet um Manchester und Liverpool an. 
In denselben Tagen wurde auch Saloniki von einem unserer Luftschiffe angegriffen. 
So entfaltete unsere Luftflotte auf drei verschiedenen Schauplätzen ihre Tätigkeit. 
Besonders erfolgreiche Angriffe auf England geschahen in mehreren Nächten des 
Monats April. London und die englische Südostküste sowie das schottische Edinburgh 
waren das Ziel dieser Angriffe. Zahlreiche Fahrten nach England unternahmen unsere 
Luftschiffe auch im Sommer und Herbst; der angerichtete Schaden war dort sehr be— 
trächtlich. 
Eine besonders lebhafte Tätigkeit entfalteten im Jahre 1916 die Flieger. Während 
die unsern befestigte Städte, Truppen und Munitionslager und industrielle Anlagen 
hinter den feindlichen Fronten vielfach mit Bomben bewarfen, suchten die feindlichen 
Flieger mehrfach Orte hinter unserer Front auf, auch offene Städte und Dörfer. Auf 
Metz, die Saarstädte, Trier, Freiburg, Karlsruhe u. v. a. Orte wurden häufiger zahl— 
reiche Bomben abgeworfen. Am Fronleichnamsfeste fielen einem Bombenangriff 
auf Karlsruhe u. a. viele Kinder zum Opfer. Fast täglich fanden Luftkämpfe in der 
Sommeschlacht statt. Daß unsere Flieger den feindlichen auch im Luftkampfe über— 
legen sind, beweisen am besten die Verlustziffern: vom September 1914 bis Ende 
Juni 1916 verloren Franzosen und Engländer im Westen 277 Flugzeuge, während 
wir 88 einbüßten. Leutnant Im melmann, der „Wler von Lille“, fand am 18. Juni 
bei Douai den Heldentod, nachdem er 15 feindliche Flieger bezwungen hatte, und Haupt— 
mann Boelcke verunglückte am 28. Oltober ebenfalls im Westen. Er hatte im ganzen 
40 feindliche Flugzeuge abgeschossen. Neben Otto von Weddigen leben beide Helden 
als Siegfriedsgestalten im Gedenken des deutschen Volkes weiter. 
6. Die Kämpfe in unsern Kolonien. Unsere tapferen Verteidiger von Kamerun 
mußten nach eineinhalbjährigem Ringen der feindlichen Übermacht auf spanisches
	        
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