Full text: Rheinisches Realienbuch

Ergänzung: Der Weltkrieg. 47 
Gebiet weichen, da ihnen die Munition ausging. — In Ostafrika wurde mit dem 
Beginn des Jahres 1916 die Lage unserer Truppen auch immer schwieriger. Die süd— 
afrikanische Union schickte ein Expeditionskorps nach Ostafrika, und seitdem Portugal 
in den Krieg eintrat, drohen dort übermächtige Angriffe von allen Seiten. 
7. Unsere Verbündeten. Die Truppen unseres Bruderstaates Osterreich-Ungarn 
sind an der Ostfront und auf dem Balkan so sehr mit unsern Truppen gemischt, daß 
unsere Unternehmungen und Erfolge dort auch die ihren sind. Die italienische Front 
dagegen ist in der Hauptsache mit österreichischen Truppen besetzt. Mitte Mai begannen 
die Osterreicher in Tirol eine erfolgreiche Offensive gegen Italien. Der Angriff setzte 
zwischen Etsch und Astach ein und wurde rasch nach Süden getragen; er kam aber zum 
Stillstande, als die große feindliche Offensive auf allen Fronten begann, an der auch 
die Italiener am Isonzo und in Tirol teilnahmen (s. o. unter 3). Wenn die OAsterreicher 
dem Feinde auch Görz preisgaben, so behaupteten sie doch in der Hauptsache ihre 
Stellungen. 
Am 21. November starb der greise Kaiser Franz Joseph unter allgemeiner Teil— 
nahme der Verbündeten. Denösterreichischen Thron bestieg Kaiser Karl. 
Die Bulgaren kämpfen in Mazedonien und in der Dobrudscha Schulter an Schulter 
mit den Osterreichern und Deutschen und erweisen sich überall als tüchtige Soldaten. 
Die Türken errangen am Anfang des Jahres 1916 große Erfolge über die Engländer 
in Mesopotamien. Die bei Ktesiphon im November 1915 zurückgeworfenen eng— 
lischen Truppen wurden in Kut-el-Amara von den Türken eingeschlossen und mußten 
sich am 28. April bedingungslos ergeben Generalfeldmarschall von der Goltz, 
der Führer der siegreichen Türken in Mesopotamien, erlebte leider den Erfolg nicht. 
Er starb kurz vor der Einnahme von Kut-el-Amara im türkischen Hauptquartier. 
8. Neue Feinde. Daß Italien an Deutschland den Krieg erklärte und Rumänien 
in den Kampf eingriff, wurde bereits erwähnt. Im Februar 1915 raubte Portugal 
auf Veranlassung Englands unsere Handelsschiffe, die beim Kriegsausbruch in seinen 
Häfen Schutz gesucht hatten. Darauf erklärte unsere Regierung den Portugiesen am 
9. März den Krieg. Trotz des harten Druckes, den Engländer und Franzosen auf die 
g ausübten, ist es unsern Feinden bisher nicht gelungen, diese auf ihre Seite 
zu ziehen. 
9. Das neue Königreich Polen. Mitten im Kriege entstand im Osten von Deutsch— 
land ein neuer selbständiger Staat. Am 5. November wurde das russische Polen von 
Deutschland und Osterreich-Ungarn zum Königreich erhoben und damit von Rußland 
getrennt. So ist das alte Königreich, das 1795 unterging, wieder zu neuem Leben 
erstanden. 
10. Unser Wirtschaftsleben im Kriege. Schon bald nach dem Beginn des Welt— 
krieges setzte England mit seinem Aushungerungsfeldzuge ein. Essperrte mit seiner 
Flotte die Zufuhr der Lebensmittel und der Rohstoffe für die Industrie nach Deutsch⸗ 
land. Im ersten Kriegsjahre besaßen wir noch mannigfache Vorräte, im zweiten aber 
waren diese aufgebraucht. Dazu kam im Jahre 1915 eine schlechte Ernte. Statt 
16 Millionen Tonnen Brotfrucht in mittleren Jahren ernteten wir kaum 12 Millionen 
Tonnen; so fehlten uns für die Broternährung allein nicht weniger als 6 Millionen Ton⸗ 
nen gegenüber der Friedenszeit, da dann jährlich noch etwa 2 Millionen Tonnen Brot— 
frucht eingeführt wurden. Es konnten auch keine Futtermittel eingeführt werden; 
deshalb wurden Fleisch und Fett bald knapp. Wenn daher zeitweise im zweiten Kriegs— 
jahr, besonders im Frühjahr und Frühsommer 1916, Mangelb an Lebensmitteln eintrat,
	        
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