Full text: Rheinisches Realienbuch

Bilder aus der Deutschen Geschichte des Mittelalters. 
Gerichtshaus diente. Reste dieser Bauten sind heute noch vorhanden. Die 
römischen Städte am Rhein waren meist in Form eines Vierecks angelegt und 
von einer hohen Mauer eingeschlossen. Eckk und Mauertürme verstärkten die 
Mauer. Das römische Nordtor zu Trier, die Porta nigra, ist der ge⸗ 
waltigste Römerbau in Deutschland, der bis heute erhalten ist. Er sieht aus, 
als ob er von Riesen gefügt sei. — Außerhalb der Städte erbauten reiche 
Römer und Gallier prächtige Landhäuser, deren Reste man an der Mosel 
und in der Eifel noch häufig antrifft. In der Nähe dieser Landhäuser und um die 
Städte trieben die Grundbesitzer und Soldaten einen lohnenden Ackerbau. Edle 
Obstbäume und die Weinrebe brachten sie aus Italien an den Rhein. Korn, Flacks, 
Wein, Kirschen, Nüsse, Apfel und Birnen wurden angebaut. — Während die 
Germanen ihre Häuser aus Holz und Lehm erbauten, errichteten die Römer 
ihre Wohnungen aus Ziegelsteinen, deren Herstellung durch sie am 
Rhein bekannt wurde. — Vonden Römernlernten die Germanen auch die Quellen 
in Brunnen fassen. Diese nannten sie nach dem lateinischen puteus Pütz. 
Die Römer legten auch Wasserleitungen an. Die größte im Rheinlande 
ist die aus der Eifel; sie begann bei Nettersheim und versorgte Bonn, Cöln und 
Neuß mit gesundem Quellwasser. Auch die Herstellung besserer Tuchstoffe, schönerer 
Tongefäße und des Glases lehrten die Römer unsere germanischen Vorfahren. 
Dem Verkehr am Rhein dienten zahlreiche neue Straßen. Eine Militär— 
straße führte von Rom über die Alpen am linken Rheinufer abwärts bis nach 
Holland, und von Trier allein gingen acht Straßen aus. Die bedeutendsten 
führten nach Cöln, Coblenz, Bingen und Metz. Ruder- und Segelschiffe sowie 
Flöße fuhren auf dem Rhein und der Mosel, und römische Handelsleute zogen 
auch auf die rechte Rheinseite bis tief in Germanien hinein. Sie vertauschten 
dort Kleider, Waffen, Haushaltungsgegenstände aus Ton und Glas und Schmuck— 
sachen gegen Pferde, Frauenhaare, Pelzwerk und Nahrungsmittel (Getreide und 
Schweinefleisch) für die römischen Soldaten. 
Die Römer sprachen die lateinische Sprache. Den Germanen aber ließen 
sie ihre eigene Sprache. Obgleich die Römer andere Götter verehrten, störten 
sie doch die Germanen in ihrer Götterverehrung nicht. Aus freien Stücken 
aber machten nach und nach die Rheinländer vielfach die römischen Gott— 
heiten zu den ihren. Wie die Germanen, so verbrannten auch die Römer bis 
zur Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr. ihre Toten und setzten deren Asche 
in Urnen bei. Seit dieser Zeit aber wurden die Leichen unverbrannt beigesetzt. 
Zahlreiche Reste aus der Römerzeit haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten. 
In allen Teilen des Rheinlandes wurden römische Münzen, Gräber und Grab— 
denkmäler sowie Gefäße aus Ton und Glas gefunden, die heute in unsern 
Museen aufgestellt sind. 
Den Römern gelang es, das Rheinland auf friedliche Weise zu erobern 
und die Lebensweise und Sitten der Germanen zu veredeln. Wenn auch die nach— 
folgende Völkerwanderung die Römerstädte in Trümmer legte, so blieben doch 
genug Reste des Römertums vorhanden, die im Frankenreiche und im späteren 
Deutschland wirksam wurden.
	        
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