Full text: Rheinisches Realienbuch

60 Naturgeschichte. III 
Die Weinrebe gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Erde. Durch die 
Kultur haben die Pflanzen manche neue Eigenschaften erworben, die von den 
Menschen ausgenutzt werden. Aber sie haben auch manche Eigenschaften ein— 
gebüßt, die ihnen in wildem Zustande zu erfolgreichem Kampfe gegen 
Schädlinge dienten. Die Folge davon ist, daß die Kulturpflanzen, je länger 
sie in menschlicher Pflege standen, um so mehr Feinden aus dem Tier- und 
Pflanzenreiche ausgesetzt waren, denen ja auch in gewissem Sinne von den 
Menschen der Tisch mit gedeckt wurde. So finden wir denn beim Weinstock 
ein ganzes Heer von Feinden; am gefährlichsten sind Reblaus und Trauben— 
wickler, Heu- und Sauerwurm, echter und falscher Traubenpilz. 
Die Heimat des Weinstocks ist wahrscheinlich Armenien. Die Römer 
brachten ihn nach Deutschland. Am Rhein und an der Mosel ließ der Kaiser 
Probus 280 n. Chr. die ersten Weinberge anlegen. Kaiser Karl der Große war 
ein eifriger Förderer des Weinbaues. An der Spitze der Weinländer stehen 
heute Frankreich und Italien. In Ungarn wird ein feiner Tokaierwein ge— 
wonnen, der als Krankenwein verwendet wird. Auf den griechischen Inseln 
wächst eine kleine Weinbeere, deren getrocknete Früchte unter dem Namen 
Korinthen in den Handel kommen. Auch Rosinen sind getrocknete Wein— 
beeren, die großenteils aus der asiatischen Türkei und aus Spanien stammen. 
Aufgaben: Erkläre, woher der süße Geschmack der reifen Weintrauben kommt! Wie 
sichert der Weinstock sich hinreichend Luft? Achte darauf, wie der Gärtner den Weinstock be— 
schneidet! Achte das Jahr hindurch auf die Arbeiten, die der Winzer im Weinberge vornimmt! 
Auf welche Weise kannst du dir einen Weinstock anziehen? 
5. Der Tabak. 
Die Heimat des Tabaks ist Amerika. Im 16. Jahrhundert wurde er nach 
Europa gebracht. In Deutschland wird er heute vorwiegend in der Rheinprovinz, 
in Baden, Elsaß-Lothringen und in der Rheinpfalz gebaut. Die Tabakpflanzen 
werden mannshoch. Die einfachen, krautigen Stengel sind von unten bis oben 
beblättert; die unteren Blätter sind groß und bei einigen Sorten bis zu 70 em 
lang, sterben aber früh ab. Die mittelständigen Blätter reifen am besten aus. 
Das Ende des Stengels trägt in Rispen zahlreiche grüne, gelbe, rote oder weiße 
Blüten mit glockigen Kelchen und röhren- bis trichterförmigen Blumenkronen. 
Die Früchte bestehen aus zweiklappigen Kapseln, die zahlreiche winzige Samen— 
körner beherbergen. Bei der Kultur werden die Blütenstände und Seiten— 
sprosse ausgebrochen, damit die Blätter sich um so vollkommener entwickeln. 
Wenn das frische Grün der Blätter in Hellgelb übergeht, werden sie abgeerntet, 
getrocknet, sortiert und einer leichten Gärung unterworfen, wobei sich das eigen⸗ 
ümliche Tabakaroma bildet. Als Rohtabak kommen die Blätter dann in den 
Handel und werden zu Zigarren, Zigaretten, Rauch— und Schnupftabak ver— 
arbeitet. Ein Giftstoff im Tabak, das Nikotin, wirkt zuerst anregend, dann 
aber betäubend und erzeugt bei übermäßigem Gebrauch Nervenaufregung, 
Herzklopfen, Muskelschwäche und Augenstörungen.
	        
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