stamme. Da wurde dem Varus die Nachricht gebracht, daß sich
einige entfernte Stämme erhoben hätten, und er zog in Begleitung
der Verschworenen mit einem Heere dahin. Unter dem Vorwande,
Hilfstruppen zu holen, verließen die germanischen Fürsten auf dem
Wege das Heer und riefen nun das ganze Volk zum Entschei-
dungskampfe auf. Als sich der langgestreckte Heereszug der Römer
mit seinem Troß von Kaufleuten, Knechten, Weibern und Kindern
durch die Schluchten des Teutoburger Waldes nur langfam
fortbewegte, da fiel plötzlich Armin mit seinen Scharen über die
Feinde her. Aus jeder Schlucht tauchten die Deutschen auf, hinter
jedem Baumftamme kamen sie hervor. Ein Hagel von Pfeilen,
Lanzen und Steinen drang auf die Gegner ein; dazu goß der
Regen in Strömen hernieder und unterwühlte den Boden. Drei
Tage lang kämpften die Römer gegen die feindliche Übermacht;
immer mehr schmolz ihre Zahl zusammen. Armin selbst lenkte
die Schlacht und kämpfte mit der Kraft von zehn Männern.
Varus stürzte sich voll Verzweiflung in fein Schwert. Der größte
Teil des Heeres wurde vernichtet, der Rest geriet in
Gefangenschaft.
Schrecklich war das Los der Gefangenen; viele, besonders die verhaßten
Richter, wurden in grausamer Weise den Göttern geopfert, die andern mußten
niedrige Sklavendienste verrichten.
Freudenfeuer flammten auf den Bergen Germaniens, aber in
Rom entstand bei der Nachricht von diefer Niederlage gewaltiger
Schrecken. Der Kaifer Augustus stieß in Verzweiflung die Stirn
an die Wand und rief aus: „Meine Legionen, Varus, gieb
mir meine Legionen wieder!" Man glaubte, die Germanen
würden Italien und Rom angreifen, aber sie dachten nicht an
Angriff und Eroberung. Nur die Zwingburgen und die Heer¬
straßen der Römer wurden zerstört.
8. Armins Ende. Auf Kaiser Augustus folgte Tiberius.
Dieser übertrüg an Germanicus, den Sohn des Drufus, den
Oberbefehl über die Heere am Rhein. Germanicus kam mehrmals
über den Rhein und machte Einfälle in das Land der Germanen.
Er nahm sogar Thusnelda, Armins Gemahlin, gefangen und
ließ sie unter sicherer Bewachung nach Rom bringen. Armin rief
die Deutschen zum Rachekampse auf und brachte den Römern noch
manche Niederlage bei, aber nie erblickte er Thusnelda wieder.
Ruhmlos war Armins Ende. Zwölf Jahre war er der
Führer im Kampfe gegen die Römer gewesen, da wurde
er von einem Verwandten aus Mißgunst meuchlings ermordet;
in der Blüte seiner Kraft, im Alter von 37 Jahren, traf ihn der
Tod. Lange betrauerten ihn die Deutschen und feierten in Liedern
seine Thaten. Seit dem Jahre 1875 ragt sein Standbild hoch