Full text: Badisches Realienbuch

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des Klimas noch dadurch, daß die warmen Südwinde durch die Alpen zurück¬ 
gehalten werden, während die kalten Nordwinde ungehindert in die Ebene ein¬ 
dringen können. Da das Landklima vorherrscht, so sind die Winter eisig kalt, die 
Sommer nicht selten drückend heiß. Im Süden, wo die Hochebene 8—1000 m 
über dem Meere liegt, ist sie wenig fruchtbar. Dort erntet man nur wenig 
Getreide, das Gras dagegen wächst sehr üppig und begünstigt die Viehzucht. Hier 
sind wenig Dörfer und Städte. Die Natur hat hier alles weitläufig angelegt. In 
reißendem Laufe eilen Iller, Lech, Isar imb Inn in ihrem tiefeingeschnittenen 
Bette durch die Ebene der Donau zu. Sie sind daher nur zum Holzflößen 
geeignet. In der Mitte der Hochebene ziehen sich zwischen den Flußtälern breite, 
wellenförmige, sehr fruchtbare Bergrücken hin, die aber allmählich in völlig wage¬ 
rechte Flächen übergehen. Diese sind oft mit Kies und Geröll von den Alpen 
her angefüllt und daher sehr unfruchtbar. 
Inmitten einer solchen Fläche liegt an der Isar München (620 T.), die schöne Haupt¬ 
stadt Bayerns. Die neuen Kirchen und Paläste sind vollendete Kunstdenkmäler, und in 
den prachtvollen Museen sind Kunstschätze ausgestellt, die zu den schönsten der Erde gehören. 
Auf einer großen Wiese steht die Ruhmeshalle mit den Büsten berühmter, um das Vater¬ 
land verdienter Bayern, ihr gegenüber ein Riesenstandbild, Bavaria genannt. Sie ist ein 
Sinnbild der Macht und Kraft des Landes. München hat auch eine Universität. Nördlich 
von München liegt an der Isar Landshut (25 T.)> 
Das baumlose, zwischen Lech und Wertach liegende Lechfeld zeichnet sich 
keineswegs durch hohe Fruchtbarkeit aus. Augsburg (150 T.) am Lech vermittelte 
im Mittelalter den Handel zwischen Deutschland und Italien und war daher eine 
reiche Stadt. Auch jetzt blüht sie wieder durch Gewerbefleiß und Handel. Zu 
den ödesten Gegenden der Hochebene gehören die ungeheuer weit ausgedehnten 
Sumpfniederungen, Möser oder Riede genannt. Östlich von Regensburg über 
Straubing nach Passau zu ist eine äußerst fruchtbare Gegend, die eigentliche Korn¬ 
kammer Bayerns. Die Bauerngüter hier, auf denen zuweilen 10—15 Pferde 
gehalten werden, gleichen Edelsitzen. Die Donau, der Hauptfluß Bayerns entsteht 
aus zwei Quellflüssen des Schwarzwaldes. Durch ihre Alpenzuflüsse (welche?) 
wird sie sehr wasserreich. Von Ulm (55 T.) bis zur Lechmündung durchströmt 
sie das sumpfige Donauried und weiterhin das jetzt entwässerte Donaumoos. 
Auf der linken Seite empfängt sie hier die Altmühl, die Naab und den Regen. 
Bei Regensburg erreicht sie ihren nördlichsten Punkt und kann mit Dampfern 
befahren werden. Daher war Negensburg (55 T.) in früherer Zeit eine bedeutende 
Handelsstadt, die den Verkehr zwischen Nord- und Süddeutschland vermittelte. 
Von Regensburg stromabwärts drängt der Bayrische Wald die Donau nach 
Südost. Von der Donau zum Fichtelgebirge erstreckt sich auf der Grenze zwischen 
Bayern und Böhmen das älteste, unwegsamste und unbekannteste aller deutschen 
Gebirge, der mit ausgedehnten Waldungen bedeckte Vöhmerwald. Bei Passau 
verläßt sie Bayern und tritt in Österreich ein. 
Die politischen Verhältnisse. 
An dem Schwäbisch-Fränkischen Stufenland und der Schwäbisch-Fränkischen 
Hochebene haben die Königreiche Württemberg und Bayern Anteil. Von Württem¬ 
berg umschlossen wird das zur Rheinprovinz gehörige Hohenzollern.
	        
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