Full text: Badisches Realienbuch

Länge u. Breite. Horizont. Weltgegend. Jahrszeiten. 7 
Aequator reicht der Horizont von Pol zu Pol; unter 20° nördlicher 
Breite, geht er aber 20° über den N. Pol hinaus, reicht dagegen nur 
bis 70° südlicher Breite. Denkt man sich den ganzen Horizont als 
eine sich über dein Beobachter wölbende Halbkugel, so bildet der obere 
Pol derselben, der sich gerade über dem Beobachter findet, das Zenith, 
den Scheitelpunkt; diesem entgegengesetzt heißt der Pol der gedach¬ 
ten unteren Halbkugel Nadir, Fuß Punkt. Jeder Gegenstand auf 
der Erde hat also seinen eigenen Horizont, Zenith und Nadir. — 
Nach dem Stande der Sonne bestimmt sich am genauesten die Welt¬ 
gegend, denn der Meridian, d. h. die Linie, in welcher die Sonne 
um Mittag steht, durchschneidet stets den N. und S. Pol und bestimmt 
dadurch den O. und W. Punkt. Man bedient sich aber, da der Meri¬ 
dian, z. B. auf dem Meere, wenn Wolken die Sonne nicht sichtbar 
werden lassen, nicht immer bekannt sein kann, zur Bestimmung der 
Weltgegenden des Kompasses (schon im XIII. Jahrh. in Italien 
und wahrscheinlich früher schon bei den Normännern, in Ehina, In¬ 
dien, Persien und Arabien bekannt), dessen Magnetnadel immer nach 
eilten: bestimmten Punkte gegen N. zeigt. In verschiedenen Gegenden 
ist die Richtung der Magnetnadel auch verschieden, hier westlich, dort 
östlich vom N. Pole; man nennt dies die Abweichung (Decli- 
nation) der Magnetnadel. Diese Abweichung bleibt sich selbst 
an einem und demselben Orte nicht immer gleich, sondern ändert sich 
mit den Jahren. In London war die Abweichung 1580 " 11° 15' 
östlich, 1632 nur noch 6°, 1657 war gar keine Abweichung, 1672 
aber westlich, 1774 — 21° 16', ja 1820 über 21° westlich. 
Auch ein tägliches Schwanken (Oscillireu) der Magnetnadel 
hat man bemerkt, so wie eine Neigung (Ine lination) dersel¬ 
ben, wodurch sie von der wagerechten Lage abweicht. — Die Erde be¬ 
wegt sich, wie alle Planeten, sowühl um ihre eigene Achse, als um 
die Sonne. Ueber Dauer und Geschwindigkeit ihrer Bewegung vcrgl. 
die Tabelle Seite 2. *). Durch die Umdrehung um ihre Achse 
wird der Wechsel von Tag und Nacht hervorgebracht. Die 
Sonne erleuchtet zur Zeit nur die Hälfte der Erdkugel; jede Gegend 
der Erde hat also während 24 Stunden einmal Tag, einmal Nacht. 
Stände die Erdkugel senkrecht auf ihrer Bahn, d. h. in solchet Rich- 
*) Wir nehmen das Jahr nur zu 365 Tagen und schalten die nicht mitgerech¬ 
neten 5 Stund. 48 Min. jedes vierte Jahr (Schaltjahr) als einen vol¬ 
len Tag nach dem 28. Febr. ein; da aber auf diese Weise 48 M. zu 
viel eingeschaltet sind, so läßt man alle 100 Jahr einen Schalttag aus; da¬ 
her waren 1700 u. 1800 keine Schaltjahre. Diese Bestimmung unsers 
sogenannten Greg or. Kalenders rührt vom Papste Gregor XIII. her, 
zu dessen Zeiten nach dem alten Julian. Kalender, welcher immer alle 
4 Jahre einen vollen Schalttag, also alle 100 Jahre etwa 19 St. zu 
viel annimmt, schon 10 Tage zu viel gerechnet waren. Er brachte cs da¬ 
hin, daß man 1582 diese 10 Tage ganz wegließ. Erst 1700 nahmen die 
Deutschen Protestanten, Dänen und Holländer, 1752 die Engländer, 
1753 die Schweden diesen verbesserten Kalender an. Die Russen 
haben noch den alten Julian, und sind daher jetzt schon um 12 Tage zurück.
	        
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