fullscreen: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare (Teil 2)

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Die patriotische Erhebung des Jahres 1870 und die politische 
Einigung Deutschlands brachten für die deutsche Literatur keine 
Blüteperiode hervor. In den achtziger Jahren begann sich aber der 
neue „Sturm und Drang" zu entwickeln. Diese Literaturrichtung 
ging hervor aus der pessimistischen und sozial:sti^schen Grund- 
stimmung der Zeit, aus dem Einfluß der materialistischen Natur- 
Wissenschaft und dem Einfluß der französischen, norwegischen und 
russischen Naturalisten (Zola. Ibsen Tolstoi) Der moderne Na- 
t uralismus will bis ins Kleinste naturwahr sem und bevorzugt 
das Niedrige. Häßliche. Alltägliche („Elends- und Armeleutepoeste ); 
er sucht die Handlungen der Menschen mechanisch-matenalistisch aus 
den Einflüssen der Umgebung, des ..Milieus", .zu er laren. Das 
Jüngste Deutschland" verzichtet meist auf eine feste Kunstform 
und sucht die innerlich geschlossene Handlung durch eine einheitliche 
Gtuudstimmnng und Znstandsschildctung zu ctsctzem Es bevorzugt 
soziale und psychologische Probleme «Gerhard Hauptmanns 
Weber", „Vor Sonnenaufgang". Sudermanns „Ehre .„Heimat 
ü. v. a.) und stellt das Gemeine und Unsittliche mit rücksichtsloser 
Offenheit dar. Doch hat jetzt diese „qualvolle Poesie" den Höhe- 
punkt überschritten, und es entwickelt sich in der deutschen Literatur 
eine Richtung die ein- idealistische Weltanschauung Beitritt, die in 
der getreuen, aber dichterischen Auffassung der Natur und Volksseele 
einer bestimmten Landschast wurzelt („Heirnatfunst"). Der zum 
Teil glaubensseindlichen modernen Literatur steht eine posihB« 
christlich- Richtung gegenüber (Friedrich Wilhelm^W-ber, + 1894, 
Ludwig Brill, f 1886, Emanuel G-tbel, f 1884, Karl ©ctof, 
f 1890). Vgl. Literaturgeschichte. 
d. Wie in der Literatur erfolgte in,bei: Malerei während der 
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Ubergang vom Klassizismus 
und der Romantik (S. 400) zum Realismus. Der Zeit des Uber- 
Lamprecht, Zur jüngsten deutfchen Vergangenheit. 3 Bde. Berlin 1902. 
Bartels. Die deutsche Dichtung der Gegenwart. 8. Aufl. Leipzig 1909. 
Zu Tas. 51. Das von Menzel in den Jahren 1850 bis 1852 ge¬ 
schaffene Ölgemälde versetzt uns in SbnztttfaalJ^ Schloff. 
wo Friedrich eben zu Ehren seiner Schwester Wilhelrnme. f^eLr$aYl9/a5n 
von Bayreuth (auf dem Sosa im Hintergründe), ettte musikalische Abend- 
Unterhaltung veranstaltet. Die Kerzen des Kristallkronleuchters werfen em 
rötliches Licht aus die Personen, deren Gesichtsausdruck die großen oder 
geringere Teilnahme an dem Flötensolo des Königs erkennen laßt. Am 
Klavier sitzt Philipp Emanuel Bach, der durch die Wendung seines Kopfes 
die Verbindung der Gruppe rechts mit dem Mittelpunkte des Bildes her¬ 
stellt. An der Wand rechts lehnt Quanz. Friedrichs Lehrer. Hinter den 
Prinzessinnen Wilhelmine (Markgräsin von Bayreuth) und Amalie sehen wir 
den aufmerksam zuhörenden Komponisten Graun, irnts im Vordergrund 
stehen Hofleute.
	        
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