Full text: Bayerisches Realienbuch

52 
- \ 
durch den Tann f)iit spüre. Wir wollen schon etwas erjagen!" 
Da nahm ein alter Jäger einen Spürhund und brachte den Herrn 
in kurzer Zeit dahin, wo sie viel Tiere fanden^ Soviel nun 
deren ans ihrem Lager hervorkamen, die erjagten die Gesellen, wie 
noch heutzutage gute Jäger thun. Der Spürhund fand einen 
großen Eber, und als der fliehen wollte, kam alsbald der Meister 
in der Jagd und vertrat ihm den Weg; das Schwein nahm zornig 
den kühnen Degen an, er aber fing es mit seiner guten Klinge ab, 
kein anderer Jäger hätte das so leichtlich gethan wie er. Als er 
nun den Eber erlegt hatte, band man den Spürhund wieder an 
die Koppel. Allenthalben hörte man Lärmen und Tosen voll Seilten 
und Hunden; der Schall war so groß, daß ihnen Berg und Wald 
antwortete.. Vierundzwanzig Hunde hatte man losgelassen, und eine 
Menge Wildes war erlegt; wo mancher Jäger hoffte, daß nlan 
ihm den Preis der Jagd erteilen sollte, und fand sich getäuscht, 
als der starke Siegfried nachher zur Feuerstätte kam. 
Die Jagd war zu Ende, doch noch nicht gänzlich, und die 
zur Feuerstätte kamen, brachten die Häute von mancherlei Tieren 
mit sich und Wildes genug. Ei, wie viel trug da das Gesinde 
zur Küche! Da befahl der König, den edlen Jägern zu verkün- 
dell, daß er Imbiß halten wollte; alsbald lvurde lallt in das Horn 
geblasen, damit ward angezeigt, daß man den hohen Fürsten bei 
der Herberge fände. Als Siegfried den Klang vernahm, sprach 
er: „Nun räumen wir den Wald." 
So eilten sie zurück, aber ihr Geräusch scheuchte ein schreck¬ 
liches Tier, einen wilden Bären, hervor. Alsbald rief der Ritter 
hinter sich: „Ich will uns Jagdgesellen eine Kurzweil bereiten! 
Lasset den Hund los; ich sehe einen Bären, der soll mit uns von 
hinnen zur Herberge fahren; lvenn er nicht allznhnrtig fliegt, so 
wird er sich davor nimmer bewahren können." Der Hund lvurde 
losgelassen, der Bür sprang von dannen, und Kriemhildens Mann 
gedachte, ihn zu Roß zu ereilen; aber schon erreichte der Bär ein 
Geklüft, darin er sich zu bergen meinte, und glaubte sich schon vor 
dem kecken Jäger in Sicherheit. Da sprang der gute Ritter von 
seinem Roß und lief ihm zu Fuß ilach, ergriff das Tier und fesselte 
es dergestalt, daß es weder kratzen noch beißen konnte; band es an 
den Sattel, saß schnell auf, und so bracht' es der kühne gute Degen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.