Object: Bayerisches Realienbuch

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Pflanzenfamilien: 1. Lippenblütler. (Zur Vergleichung: Taubnessel [S. 70), 
Minze, Salbei, Thymian, Brunelle, Gundelrebe, Günsel, Ziest, Hohlzahn. Sie haben 
größtenteils eine ausdauernde Wurzel, einen vierkantigen, hohlen Stengel und gegen— 
ständige Blätter. Ihre Blüten sind zweilippig. Staubblätter sind vier vorhanden: zwei 
längere und zwei kürzere. Viele Lippenblütler enthalten ein gewürzhaftes, flüchtiges Ol, 
das die Ursache ihres kräftigen Geruchs ist. 
2. Nesselgewächse. (Zur Vergleichung: Große und kleine Brennessel, Hopfen 
[S. 44], Hanf.) Ein- oder zweihäusige Pflanzen mit gegenständigen Blättern und zwei 
Nebenblättchen am Grunde des Blattstiels. Sie sind mit Brennhaaren oder Drüsen 
versehen und teils durch ihre Bastfasern als Gespinstpflanzen (Hanf, große Brennessel), 
teils durch gewürzhaftes Ol wertvoll. 
3. Korbblütler. (Zur Vergleichung: Kornblume [S. 35), Löwenzahn [S. 711 
Wucherblume, Sonnenblume, Kamille, Gänseblümchen, Distel, Klette, Aster, Zichorie.) 
Die Blüten sind in größerer Anzahl von dem gemeinschaftlichen Hüllkelche wie von einem 
Korbe umschlossen. Die Früchte vieler Korbblütler sind mit Haarkronen, Hälchen, Härchen 
u. dgl. versehen; daher werden sie durch Wind oder Tiere verbreitet. 
4. Geißblattgewächse. (Zur Vergleichung: Holunder [S. 45 und 731, Geißblatt, 
Schneeball, Heckenkirsche) Blätter gegenüberstehend. Die Kelchröhre ist mit dem Frucht— 
knoten verwachsen. Der Kelch ist vier- oder fünfteilig. Die radförmige Blumenkrone hat 
einen fünfspaltigen Saum. Die Frucht ist eine Beere. 
XIIl. Der Sarten im Herblte. 
Die Blumenbeete haben sich mit buntfarbigen Astern und Georginen geschmückt, 
und von den Unkräutern hat sich neben dem Kreuzkraute auch der giftige Nachtschatten 
mit seinen schwarzen Beeren eingestellt. Im Gemüsegarten fallen uns die gelbgewordenen 
Blätter der Stangenbohne auf, zwischen denen die gereiften Hülsen hängen. Auf dem 
Kürbisbeete erfreut uns die riesige Kürbisfrucht an dem weithin kriechenden Stengel. 
Am Giebel reift die süße Traube, und auf den Obstbäumen prangen saftige Früchte. Die 
Singvögel schicken sich zur Abreise an. Die Engerlinge ziehen sich der Kälte wegen tiefer 
in die Erde zurück, und die Maulwürfe folgen ihnen. Abends durchstreift der Igel den 
Garten. Bald aber sucht er sein Winterlager auf, wo er die kalten Tage des Winters 
verschläft. 
88. Pflaumen und Pflaumenwickler. 
1. Pflaumen. Die Pflaumen sind jetzt reif geworden. Sie haben sich mit 
weißbläulichem Reife überzogen. Das ist eine Wachsschicht, die sie bei anhal— 
tendem Regen vor Fäulnis schützt. (S. 47.) Im Innern birgt die Pflaume 
einen Stein, die Schutzhülle des Samenkerns. Pflaumen- und Kirschensteine 
brennen gleichwie Nußschalen. Vorher schwärzen sie sich: sie verkohlen. Sie ent— 
halten also Kohle und sind nicht etwa Steine, sondern sehr hartes Holz. 
2. Pflaumenwickler. Offne mehrere vorzeitig vom Baume gefallene Pflaumen! 
Ein rötlicher „Wurm“, die Pflaumenmade, sitzt darin. Dieser Wurm ist die 
Raupe des Pflaumenwicklers, eines kleinen, graubraunen Schmetterlings. Er 
fliegt im Juni und Juli umher und setzt dann bald an diese, bald an jene 
Pflaume ein Ei ab. Nach mehreren Tagen kriecht aus dem Ei die rötliche 
Raupe. Sie frißt nur das Fleisch, den Kern verschmäht sie. Sobald sie aus— 
gewachsen ist, meist im September, kriecht sie aus der Pflaume hervor und sucht 
sich ein Versteck hinter Rindenschuppen usw. Hier spinnt sie sich ein und bringt, 
ohne sich zu verpuppen, den Winter zu. Erst im kommenden Frühlinge ver— 
puppt sie sich. Schüttle zeitig die wurmstichigen Pflaumen ab und vernichte sie! 
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