Full text: Bayerisches Realienbuch

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sie verkaufen. Ohne seine Erlaubnis durften sie sich nicht verheiraten. Ihre Kinder 
waren wieder leibeigen. 
2. Blütezeit. Trotz alledem ging es dem Bauer im 12. und 13. Jahrhundert 
recht gut. Die Ritter lebten ihren ritterlichen Neigungen. Infolge besserer Be— 
wirtschaftung des Bodens wurde der Ertrag gesteigert, aber der Zins war nicht 
gestiegen. Weinberge wurden gepflegt, und neue Gemüsesorten kamen ins Land. 
Auf den Märkten konnte der Bauer seine Ware teuer verkaufen. Der Bauer 
wurde wohlhabend. Auf seinen Festen ging es lustig zu. Er kleidete sich gut, 
trug sogar Waffen. Wenn ein Unfreier an einem Kreuzzug teilnahm, erlangte er 
die Freiheit, desgleichen, wenn er sich in der Stadt niederließ. Viele junge Leute 
wanderten auch über die Elbe in die Slawenländer aus und gründeten dort eine 
neue Heimat als freie Bauern. Die Grundherren mußten deshalb ihre Leute gut 
behandeln, wenn sie Arbeitskräfte genug behalten wollten. 
3. Bauernelend. Das änderte sich aber im 14. und 15. Jahrhundert. Die 
Auswanderungen in östliche Gebiete hörten auf. Auch die Städte hatten Pfahl— 
bürger genug. Die Bauerngüter wurden bei Vererbung in immer kleinere Stücke 
geteilt. Wer keinen Grund und Boden erhielt, wurde völlig leibeigen. Die adeligen 
Herren gerieten selbst in Not und verlangten mehr Abgaben und Fronden. Auch 
die Kirche steigerte ihre Forderungen. Viele Bauern mußten Schulden machen 
und gerieten in die Hände von Wucherern, die sie um Hab und Gut brachten. Die 
Ausbeutung verstanden auch viele Ritter. Sie erhöhten die Abgaben, bis die Bauern 
eine so große Schuldenlast hatten, daß sie froh waren, wenn ihnen der Gutsherr den 
Hof abkaufte und sie als Leibeigene in seinen Dienst nahm. Damals war der 
Bauer ein recht armer Mann. Kaum hatte er Zeit, sein kleines Feld zu be— 
stellen; denn er mußte zwei bis vier Tage in der Woche mit seinem Gespann für 
den Herrn arbeiten. Veranstaltete der Gutsherr eine Jagd, so war der Bauer ver— 
pflichtet, Treiberdienste zu tun, stellenweise auch noch, das erlegte Wild meilenweit 
wegzufahren. Dazu kam, daß ihm seine Ernte oft von dem zahllosen Wilde fast 
ganz vernichtet wurde. Wehe ihm, wenn er sich's einfallen ließ, ein Stück Wild 
zu fangen! Einen Hasen zu erschlagen, kostete schon 100 Taler Strafe. Die schlimmsten 
Feinde des Bauern waren die fremden Ritter. Wenn diese mit einem Herrn in Fehde 
lagen, so überfielen sie meist dessen Bauern, trieben ihnen das Vieh von der Weide 
und steckten ihnen Haus und Hof in Brand. So kamen die Bauern nicht aus ihrem 
Elend heraus. 
4. Bauernkriege. S. 69. 
2. Stãdte im Mittelalter. 
1. Entstehung. Im 10. Jahrhundert gab es in Deutschland noch fast gar keine 
Städte. Die von den Römern am Rhein und an der Donau errichteten Befestigungen 
waren zur Zeit der Völkerwanderung vernichtet, dann notdürftig wieder aufgebaut 
und in den Normannen- und Ungarnkämpfen zum Teil wieder zerstört und ver— 
fallen. Wir finden überall bäuerliche Verhältnisse. Das Bedürfnis, sich gegen 
Feinde zu schützen, trieb zur Anlage von befestigten Plätzen. Um die Königspfalzen 
und Bischofssitze, auch bei Klöstern siedelten sich Hörige im Dienste ihrer Herren 
an. Dazu kamen auch Freie: Bauern und Handwerker. Die ganze Ansiedlung 
wurde mit Mauer und Graben umgeben. Man nannte sie Burg und ihre Bewohner 
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