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kommen die Jungen hervor. Anfangs werden sie mit Regenwürmern, Raupen,
Maden usw. gefüttert, später bekommen sie auch Frösche. Die Beute — ebenso
wie das Trinkwasser für die Jungen — schleppt der Storch in seinem Kehlsacke
herbei. Dieser ist oft so vollgepfropft, daß der Schnabel kaum geschlossen werden
kann. Beobachte die Flugübungen der Jungen.
2u Scblußbetracbtuncj.
1. Sumpfdotterblume, Wiesenschaumkraut und Knabenkraut gehören zu den bekann¬
testen Wiesenblumen. Drückt man an ihrem Stengel, so kommt eine Menge Saft heraus.
Sie haben also viel Wasser aufgesogen. Das Wasser haben sie zu ihrem Wachstum nötig.
Darum haben sie sich auch auf dem feuchten Wiesenboden angesiedelt, wo Wasser in
Menge ist. Wasser ist für jede Pflanze unentbehrlich, denn nur durch Wasser kann sie die
Nährsalze zu sich nehmen. (Warum? S. 201.) Das Wasser selbst dient daher keineswegs
nur als Nährstoff. Es ist meist nur das Beförderungsmittel, das Bächlein, das der
Pflanze die Nährsalze zuführt. Daher erklärt es sich auch, warum die meisten Pflanzen
so viel Wasser bedürfen. (S. 245.)
2. Die Wiesenblumen locken eine Menge Tiere an, die hier meistens ihre Nahrung
suchen. An Wiesenpstanzen leben die Larven der Schaumzikade. Aus ihnen ent¬
wickeln sich im Sommer die bekannten kleinen Wiesenhüpfer, die, wenn man die Gras¬
halme anrührt, oft in großer Zahl davonspringen. Das Knabenkraut wird von allerlei
Insekten besucht, die hier süßen Saft naschen wollen. Am Klee saugt die Hummel
(S. 221), am Löwenzahn saugen allerlei Käfer, und am Grase nagt das Heupferd.
Auch zahlreiche Fliegen und Mücken finden hier auf der Wiese ihre Kost. Durch die
Insekten werden aber wieder größere Tiere herbeigelockt, so besonders der Grasfrosch,
der hier Fliegen und Mücken fängt, und der Maulwurf, der im Wiesenboden Larven
und Würmer aller Art findet. Durch den Frosch und die Heuschrecken wird weiter der
Storch auf die Wiese gezogen und durch die Insekten und Würmer auch der Kiebitz. So
sehen wir überall, wie die Nahrung es ist, die den Aufenthalt der Tiere bestimmt.
IV. Oer Wald zur ITlaienzeii.
Über uns rauschen Buchen und Eichen im ersten Maiengrün, und aus der Ferne
schimmert uns die weiße Birke freundlich entgegen. Hier entfaltet das Farnkraut bereits
seine Wedel; dort lächeln uns Goldnessel, Maiglöckchen u. a. Waldblumen freundlich an.
— Und welch ein reges Leben in der Tierwelt! Im Wipfel hüpft das muntere Eich¬
hörnchen. Unten raschelt's im Laube — es ist die flinke Eidechse. Horch, da knackt es
im Gebüsch! Ein Reh läuft durchs Unterholz. Jetzt wieder ist alles still. Plötzlich er-
klingt's tick! tick! tack! tack! — Der Specht hämmert am Baume, und dazwischen er¬
schallt das anmutige Rufen des Kuckucks.
22♦ Die Kiefer und ihre feinde* I. (S. 253.)
1. Nadeln. Die Blätter (Nadeln) der Kiefer sind schmal und spitz. Sie
bieten daher nur eine geringe Verdunstungsflüche dar. (S. 245.) Auch haben sie
eine starke, harzdurchtränkte Oberhaut. Beides schützt den Baum, der oft auf
ausgedörrtem Sandboden wächst, vor dem Vertrocknen. Im Norden (Sibirien),
wo er große Wälder bildet, gewährt ihm die Oberhaut Schutz vor Kälte. Je
zwei und zwei Nadeln stehen beisammen und werden am Grunde von Deck¬
blättchen wie von einer schützenden Scheide umhüllt. Erst im dritten oder
vierten Jahre fallen die Nadeln ab. Da nun in jedem Jahre neue Triebe mit
frischen Nadeln hinzuwachsen, so sitzen an der Kiefer im Winter zwei, im
Sommer drei Jahrgänge von Nadeln. Daher erscheint sie immer grün: ein
treffliches Bild der Hoffnung und Beständigkeit.
Realienbuch. B.
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