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(Deutsche Jugend 5: Drusus' Tod). Sein Bruder Tiberius setzte sein Werk fort
und unterjochte alle deutschen Völker vom Rhein bis über die Weser hinaus.
2. Varus. Im Jahre 6 nach Chr. schickte der Kaiser Augustus seinen Feld¬
herrn Varus, einen harten, geldgierigen Mann, als Statthalter nach Deutsch¬
land. Dieser errichtete an der Weser ein festes Lager und behandelte ganz
Norddeutschland wie eine römische Provinz. Er hob die alten Schiedsgerichte
auf und setzte römische Richter ein, die in ihrer Sprache und nach ihrem Gesetz
das deutsche Volk richteten. Auch legte er Steuern auf, die bis dahin kein
freier Mann gezahlt hatte. Wenn er durch das Land zog, ließ er nach römischer
Weise Beile und Rutenbündel vor sich hertragen, zum Zeichen, daß er Macht
über Leben und Tod habe. Das alles erfüllte die Deutschen mit Ingrimm.
3. Hermann. Bald kam dem bedrängten Lande der Retter; das war
Hermann, der Sohn eines Fürsten der Cherusker.
Die Cherusker (d. h. Schwertmänner) wohnten rings um den Harz herum, also auch
im jetzigen Braunschweig, doch erstreckte sich ihr Gebiet noch weiter, nämlich von der
Weser bis zur Aller hin.
Hermann hatte die Römer häufig auf ihren Kriegszügen begleitet und so
die römische Kriegskunst erlernt. Mit tiefem Schmerze sah er, wie sein Voll
unter der Knechtschaft seufzte. Da rief er heimlich alle Stammesfürsten zu¬
sammen und verabredete mit ihnen die Befreiung des Vaterlandes.
4. Schlacht im Teutoburger Walde. Bald darauf erhielt Varus Kunde
von dem Aufstande eines deutschen Stammes an der Ems. Das war so ge¬
plant worden, um Varus und sein Heer recht tief in die Wälder hineinzulocken.
Arglos brach er aus seinem Lager auf und zog durch den dichten Wald an der
Weser hin. Hier aber fiel Hermann mit seinen Truppen plötzlich aus dem
Dickicht des Waldes die Römer an. Der Regen floß in Strömen herab, die
Bogensehnen der Römer erschlafften, und die Krieger sanken mit ihren schweren
Harnischen in den weichen Boden ein. Desto mutiger waren die Deutschen.
Aus jedem Busche drangen sie hervor, von jedem Baume schossen sie Pfeile ohne
Zahl auf die erschrockenen Römer herab. Endlich — es war der dritte Tag —
erreichten diese ein offenes Feld westlich von Detmold. Der Kampf begann aufs
neue, und die Römer wurden fast gänzlich vernichtet. Als Varus sah, daß alles
verloren war, stürzte er sich verzweiflungsvoll in sein Schwert. Augustus aber,
von dem Ausgange der Schlacht benachrichtigt, zerriß wehklagend seine Kleider,
raunte wie ein Wahnsinniger mit dem Kopfe gegen die Wand und rief: „Varus,
Varus, gib mir meine Legionen wieder!" 1875 ist dem Befreier Deutschlands
auf dem Teutoburger Walde, unweit Detmold, ein Denkmal errichtet worden.
3. Die Völkerwanderung und die I^unnenTcblacbt.
1. Einfall der Hunnen und Völkerwanderung. Ums Jahr 375 n. Chr.
kamen die Hunnen, ein wildes Reitervolk, aus den Steppen Asiens nach Europa.
Sie hatten hervorstehende Backenknochen, schiefgeschlitzte Augen, schwarzes, struppiges
Haar, eine gelbe Gesichtsfarbe und waren sehr roh und grausam. Bei ihrem
Einsall in Europa verdrängten sie zunächst die Alanen (zwischen Wolga und
Don) und dann die West- und Ostgoten (durch den Dniestr getrennt). Diese
Völker verdrängten wieder andere, und so entstand unter fast allen Völkern
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