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zeugt. — Da, wo das Holz morsch und die Rinde hohl ist, klingt es dumpf und
hohl. An solchen Stellen hämmert der Specht weiter, denn er vermutet hier eine
Larve. Bald hat er tief genug gemeißelt, und — die Larve wird hervorgezogen.
Auch die Larven, Käfer u. dgl., die auf der entgegengesetzten Seite des Baumes
wohnen, hören die Hammerschläge. Erschreckt stecken viele das Köpfchen aus den
Löchern, um zu entfliehen. Das weiß der schlaue Specht. Mit einem Satze
ist er da und langt sich die Küfer, die dort aus ihrer Haustür gucken. Bleiben
sie aber tiefer in ihren Löchern sitzen, so holt er sie mit seiner Zunge heraus.
Diese ist sehr biegsam, vorn so spitz wie eine Stecknadel und dazu mit 5—6
borstenartigen Widerhaken versehen. Auch kann sie der Specht fingerlang aus
dem Schnabel hervorstoßen. An den Unterkieferseiten finden sich ferner zwei
große Schleimdrüsen. Diese sondern einen klebrigen Saft ab, der die Zunge
überzieht, so daß Ameisen usw. leicht daran haften bleiben.
3. Nest. Im Frühlinge sucht sich der Specht einen geeigneten Baum zum
Neste. Wo ein mürber Ast abgefallen ist, schlägt er mit kräftigen Hieben ein
Loch in den Baum. Ist der Eingang weit genug und eine Strecke wagerecht
in den Baum hineingearbeitet, so wird die Röhre im Knie nach unten hin¬
geführt und schließlich eine geräumige Höhlung gemeißelt. Der Grund wird
mit feinen Holzspänchen gefüttert, und auf diese legt alsdann das Specht-
weibchen seine weißen Eier. (S. 272.)
108. Scblußbetracbtuncj*
1. Groß ist die Zahl der Tiere, die den Wald bewohnen; er gewährt ihnen Nahrung und
auch Schutz und Obdach. Zwar suchen manche Waldtiere ihre Nahrung teilweise auch außer¬
halb des Waldes (Hirsch, Wildschwein, Fuchs), aber dies geschieht meist nur im Dunkel der
Nacht. Das Eichhörnchen wäre vollständig unfähig, außerhalb des Waldes zu leben. Es ver¬
läßt den Wald höchstens einmal, um einer nahen Nußbaumallee einen Besuch abzustatten.
2. Und ähnlich wie bei den Vierfüßlern ist es auch bei den Vögeln. Der Buntspecht
würde ohne den Wald bald zugrunde gehen. Zwar macht er auch Apfel- und Kirsch¬
bäumen Besuche; aber auf die Dauer würde er sich in Obstgärten nicht halten können.
Etwas anders ist es mit dem Hühnerhabichte. Er jagt sowohl im Walde als auf dem
Felde, im Garten wie auf dem Bauernhöfe. Dennoch ist er mit Recht den Waldvögeln
zuzurechnen, denn seinen Horst legt er in der Regel nur auf alten, hohen Waldbäumen
an. Seine Geburtsstütte ist also der Wald.
XVII. liniere Sewäller im Sinter.
Der Winter bedeckt Teiche, Büche und Flüsse mit einer dicken Eisdecke. Unter dem
Eise aber sinkt die Wärme des Wassers niemals bis auf den Gefrierpunkt. Das ist ein
Segen für die Fische und alle übrigen Wasserbewohner; denn sie müßten elendiglich
zugrunde gehen, wenn es dem Winter gelänge, alles Wasser bis auf den Grund der Teiche
und Flüsse in Eis zu verwandeln. Das Wasser macht nämlich von dem Gesetze, daß Wärme
die Körper ausdehnt, Kälte sie zusammenzieht, eine Ausnahme. Bei + 4° C hat das
Wasser seine größte Dichtigkeit und sein höchstes spezifisches Gewicht. Sinkt seine Wärme
noch tiefer, so dehnt es sich wieder aus und wird leichter. Die oberste Schicht des Wassers
kühlt sich bis auf 0° ab und gefriert alsdann. Die Eisdecke schützt das Wasser vor rascher
Abkühlung und verstärkt sich nur langsam, so daß das Leben der Wassertiere nicht gefährdet
ist. — Von dem Leben der Wasserbewohner merkt man im Winter wenig. Frösche und
Schildkröten liegen erstarrt im Schlamm. Wasserhühner und Wildenten sind südwärts
gezogen. Einige Fische, wie z. B. der Aal, haben sich in den Schlamm verkrochen, andere
verbringen den Winter in träger Ruhe unten am Grunde des Wassers. Der Fischzüchter