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sich in einsamen Felsengegenden oder in undurchdringlichen Dickichten auf. In
der Jugend frißt er Gras, Knospen, Obst, Pilze u. dgl. Seine liebste Speise aber
ist der Honig. Findet
er ein Bienennest im
Baume, so klettert er
hinauf; denn aufs Klet¬
tern versteht er sich vor¬
züglich. Er wird dabei
von seinen spitzen Kral¬
len und durch die Dreh¬
barkeit des Unterarmes
unterstützt. Wenn er
älter geworden ist, er¬
wacht in ihm auch Gier
nach Fleisch. Besonders
stellt er Schafen und
Rindern nach. In Ge¬
birgsgegenden sucht er
Der Bär. diese nicht selten durch
Brummen und Umher¬
jagen so zu ängstigen, daß sie sich in den Abgrund stürzen, worauf er ihnen nach¬
klettert und sie verspeist. Bei großem Hunger und bei Verfolgung greift er
selbst den Menschen an. Meist stürzt er auf allen vieren, zuweilen auch hoch
aufgerichtet, aus ihn los, schlägt ihn mit den Vordertatzen nieder oder umarmt
ihn und zerbricht ihm die Rippen. Im hohen Norden macht sich der Bär gegen
den Winter ein Lager zurecht, um darin einen Teil des Winters zu verschlafen;
doch ist sein Schlaf sehr leise.
124. Das Renntier.
1. Heimat, Gestalt und Nahrung. Das Renntier ist etwa so groß wie ein
Damhirsch, aber plumper und sieht im Sommer braun, im Winter weißgrau
aus. (Schutzfarbe.) Es bewohnt den Norden Europas, Asiens und Amerikas,
jene Gegenden, wo Pferd, Schaf und Rind der Kälte wegen nicht mehr ge¬
deihen. Zum Aufenthalte in jenen Gegenden sind seine Füße ganz vorzüglich
geeignet. Die Hufe sind nämlich sehr breit, so daß es mit Leichtigkeit sowohl
über die zahlreichen Moräste des Sommers als auch über die weiten Schnee¬
decken des Winters hinwegeilen und geschickt an den Gletschern hinaufklettern
kann. Was das Renntier aber vor allem zum Aufenthalte im hohen Norden
geeignet macht, das ist seine Genügsamkeit. Seine Nahrung besteht im Winter
hauptsächlich aus der' Renntierflechte, die dort überall wächst und oft wie ein
weißgrauer Teppich den Boden meilenweit bedeckt. Im Winter scharren sich die
Renntiere, solange der Schnee weich ist, mit den Vorderfüßen ihre Nahrung
unter dem Schnee hervor.
2. Nutzen. Dem nördlichen Bewohner — namentlich dem Lappen — ist
das Renntier unentbehrlich, da es fast alle seine Bedürfnisse befriedigt. Auf den