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Diese ist über dem Auge durchsichtig und bedeckt das Auge wie ein Uhrglas die
Uhr. Da die Augen ziemlich weit seitwärts stehen, so kaun die Schlange nicht
gut nach vorn sehen. Sie streckt deshalb fortwährend die zweispaltige Zunge
hervor, um damit zu tasten. Auch bei geschlossenem Munde kann sie die Zunge
hervorstrecken, da die Kiefer¬
ränder vorn sich nicht berühren.
— Wo der Schwanz beginnt,
erscheint der Rumpf deutlich
dünner, was bei der Ringel¬
natter nicht der Fall ist.
2. Gistzähne. Was die
Kreuzotter gefährlich macht, das
sind ihre Giftzähne. Sie sitzen
im Oberkiefer, sind hohl und
nahe an der Spitze mit einer
kleinen Öffnung versehen. Am
Grunde aber steht jeder Zahn
mit einer Drüse in Verbindung,
die mit Gift gefüllt ist und an
beiden Seiten des Kopfes an der Schläfengegend liegt. Bei dem Bisse fließt durch
den Druck der Schläfenmuskeln etwas Gift in den hohlen Zahn und durch diesen
in die Wunde. Brechen die Giftzähne ab, so wachsen neue wieder nach. Das
wirksamste Mittel gegen den Biß der Kreuzotter ist, recht viel Rum oder Kognak
zu trinken. Als wesentlichstes erstes Schutzmittel ist feste Umschnürung oberhalb
der Bißstelle zu nennen und dann sich möglichst schnell einem sachkundigen Arzt
anzuvertrauen.
3. Nahrung. Die Kreuzotter nährt sich meist von Mäusen. Wird sie eine
Maus gewahr, so zieht sie den Hals ein und schnellt den Kopf plötzlich nach der
Maus zu. Der Biß geschieht daher schlagartig. Bei dem Bisse zuckt die Maus
zusammen, nur noch einige Schritte wankt sie weiter — dann fällt sie auf die
Seite und stirbt. Auch Frösche und selbst junge Vögel frißt die Otter. Sie
jagt meist gegen Abend. Zum Zerkauen und Zerreißen sind die Zähne nicht
geeignet. Sie muß das Tier ganz hinunterschlingen. Ihr Rachen ist daher bis
hinter die Augen gespalten, auch sind die Kiefer durch dehnbare Bänder mit
den Kopfknochen verbunden, so daß sie das Maul sehr weit öffnen kann.
Während sie das Tier hinunterwürgt, dringt außerdem aus den Speicheldrüsen
viel Schleim hervor, wodurch die Beute schlüpfrig gemacht wird.
53. Die rote Matclameite.
1. Am Ameisenhaufen. Er ist aus .Tannennadeln, Holzklümpchen, Erd¬
stückchen u. dgl. hergestellt. Hier kommt eine Ameise und schleppt ein Stückchen
Holz herbei. Es ist zwanzigmal länger und viel schwerer als die Ameise selbst.
Mit den kräftigen Oberkiefern hat sie es wie mit einer Zange gefaßt. Schlage
mit einem Tuche leicht auf den Bau! Ein furchtbares Gewirr entsteht. Immer
und immer wieder kommen neue Ameisen aus dem Bau hervor. Sie wollen
ihre Wohnung schützen. Wo sie zerstört ist, bessern sie sie sofort wieder aus.
Die Kreuzotter.