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Deutschritter haben in dem Herzogtum Preußen, der heutigen Provinz Preußen,
die heidnischen Bewohner im 13. Jahrhundert zum Christentum bekehrt. Königs¬
berg, Memel, Thorn, Marienwerder und andere Orte verdanken dem Orden
ihre Entstehung.
18. Kaiser Cotbar. 1125—1137.
1. Als Graf und Herzog. Kaiser Lothar war der Sohn eines Grafen
von Süpplingenburg. Durch seine Gemahlin bekam er auch die (mit den nord-
heimschen Besitzungen vereinigten) braunschweigischen Lande und wurde so der
lünderreichste Graf in Sachsen. Nach dem Tode des letzten Billingers wurde
er vom Kaiser Heinrich V. zum Herzog von Sachsen ernannt. Als der Kaiser die
Rechte der Sachsen zu schmälern suchte, fand er an Lothar einen heftigen Gegner.
Ohne Zaudern griff dieser zu den Waffen und verteidigte die Rechte der Sachsen
mit dem Schwert. Da sprach der Kaiser die Acht über ihn aus. Lothar zog
gegen ihn und besiegte ihn. Nun war die Macht des Kaisers in Sachsen gebrochen;
Lothars Ansehen aber stieg immer höher. Heinrich V. starb einsam und verlassen
zu Utrecht in Holland. Seine Gebeine wurden im Dom zu Speier beigesetzt.
Er hinterließ keine Nachkommen. (Deutsche Jugend 5: Die Glocken von Speier.)
2. Als Kaiser. Nach Heinrichs V. Tode wurde Lothar zum Kaiser erwählt,
obgleich er sich dagegen gesträubt, ja, mit Tränen gebeten hatte, man möchte
davon abstehen. In Sachsen war man über seine Wahl ganz besonders erfreut;
denn das Herzogtum war nun wieder in der Hand eines Kaisers aus dem sächsi¬
schen Hause wie zur Zeit Heinrichs des Finklers, und es begann nun eine Zeit
friedlicher Entwickelung im Lande. Man sah Lothar als den wahren „Vater des
Vaterlandes" an, „weil er es für nichts achtete, sein Leben um der Gerechtigkeit
willen allen Gefahren auszusetzen." Unter seiner Regierung beglückte Friede das
Land, erfreute Wohlstand die Untertanen. Mit unnachsichtlicher Strenge waltete
Lothar über den Landfrieden. Die Großen, die ihn brachen, wurden ihrer Lehen
entsetzt und in die Haft geschickt. Gegen den Papst zeigte er sich sehr freundlich.
Das bewies er schon dadurch, daß er sich seine Wahl von ihm bestätigen ließ.
Als der Papst von einem Gegenpapste bedrängt wurde, rief er Lothar um Hilfe an
und hatte mit ihm eine Zusammenkunft in Lüttich. Hier ging ihm Lothar zu Fuß ent¬
gegen, faßte das weiße Roß des Papstes am Zügel und geleitete ihn so zur Kirche. Vor
der Kirche war er ihm beim Absteigen behilflich und empfing ihn in seinen Armen.
Jnr Jahre 1134 schenkte Lothar seinem Jugendfreunde und Waffengeführten
Albrecht dem Büren die Nordmark und legte dadurch den Grund zu dem
brandenburgisch-preußischen Staate. Seinem Schwiegersöhne, Herzog Heinrich
dem Stolzen von Bayern, gab er noch das Herzogtum Sachsen. Dadurch
machte er diesen zum mächtigsten Fürsten Deutschlands. Durch die Begünsügung
des bayrisch-welsischen Hauses veranlaßte Lothar die Feindschaft zwischen Welfen
und Staufen, die für Deutschland so verhängnisvoll war.
3. Tod. Im Jahre 1137 starb Lothar auf der Heimkehr von seinem zweiten
Römerzuge. Er wurde unterwegs krank und beendete sein Leben in einer arm¬
seligen Bauernhütte in den bayerischen Hochalpen. Sein Leichnam wurde auf
dem väterlichen Erbe in Königslutter beigesetzt.
In Königslutter war von seinen Vorfahren ein Stift lNonnenkloster) errichtet, und
Lothar hatte hier eine schöne Klosterkirche erbaut, zu der er eigenhändig den ersten Stein