540 Achter Abschnitt,
-re feinste Geometrie beweiset. Unendlich werden.
Wir uns wundern, wenn wir, in unserm Daseyn
einen Schritt weiter, alle das mit klarem Blick sehen,
was wir in unsrer vielorganisirten göttlichen Ma¬
schine mit Sinnen und Kräften dunkel übten, und
in welchem sich, seiner Organisation gemäß, das
Thier schon vorzuüben scheinet. — Inhessen waren
alle diese Kunstwerkzeuge, Gehirn, Srnne und Hand,
auch in der aufrechten Gestalt unwirkfam geblieben,,
wenn uns der Schöpfer nicht eine Triebfeder gege¬
ben hatte, die sie alle in Bewegung setzte: es war
das göttliche Geschenk der Rede. Nur durch die
Rede wird Auge und Ohr, ja das Gefühl aller Sin¬
ne eins, und vereinigt sich durch sie zum schaffenden
Gedanken, dem das Kunstwerk der Hände und an¬
drer Glieder nur gehorchet. Das Beispiel der Taub¬
und Stunlmgebohrnen zeigt, wie wenig der Mensch,
auch mitten unter Menschen, ohne Sprache zu Ideen
der Vernunft gelange, und in welcher thierischen
Wildheit alle feine Triebe bleiben. Er ahmt nach,
was fein Auge siehet, Gutes und Böses; und er
ahmt es schlechter, als der Affe, nach, weil das inne¬
re Merkmal der Unterscheidung, ja selbst die Sym¬
pathie mit seinem Geschlecht ihm fehlet. Man hat
Beispiele, daß ein Taub - und Stummgebohruer fei¬
nen Bruder mordete, da er ein Schwein morden
sah, und er wühlte, bloß der Nachahmung wegen,
mit kalter Freude in den Eingeweiden desselben r
schrecklicher Beweis, wie wenig die gepriesene
menschliche Vernunft und das Gefühl unserer Gat¬
tung durch sich selbst vermöge! Wan kann und muß
also die feinen Sprachwerkzeuge als das Steuer¬
ruder unserer Vernunft, und die Rede als den Him¬
melsfunken ansehen, der unsre Sinnen und Gedan¬
ken allmählig in Flammen brachte.
Bei den Thieren sehen wir Voranstalten zur
Rede, und die Natur arbeitet auch hier von unten
herauf, um diese Kunst endlich im Menschen zu voll¬
enden. Zum Werk des Athemholens wird die ganze
Brust mit ihren Knochen, Bändern und Muskeln,