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Bestrebens besitzt der Wasserdampf eine gewisse Kraft, die wir Spannkraft nennen. 
Wasserdampf besitzt, wie alle luftförmigen Körper, Spannkraft. 
1 l Wasser lassen sich 1700 l Wasserdampf herstellen. Fehlt dem 
Wasserdampfe der nötige Raum, sich auszudehnen, so erlangt er, 
wenn ihm immer mehr Wärme zugeführt wird, allmählich eine 
solche Spannkraft, daß er die stärksten Fesseln gewaltsam zerreißt. 
Warum darf man eine mit Wasser gefüllte Wärmflasche nicht ver¬ 
schlossen im heißen Ofen stehen lassen? 
52. Der Dampfwagen. (Fig. 22.) a) Nachdem man erst die 
ungeheure Kraft des Wasserdampfes kennen gelernt hatte, suchte 
man sie sich dienstbar zu machen und setzte durch sie große Ma¬ 
schinen in Bewegung, 1699 erfand ein Engländer die erste Dampf¬ 
maschine; sie wurde von James Watt 1763 so bedeutend verbessert, 
daß er gewöhnlich als der Erfinder genannt wird. Um das Jahr 
1814 erfand man auch noch den Dampfwagen oder die Lokomotive, 
die uns in einer Stunde 40 bis 80 bm fortführt. 
b) Der Hauptteil des Dampfwagens ist der Dampfkessel, der 
von dem Feuerraume (s. Abb. F!) bis zur Rauchkammer (R) reicht. 
Er ist mit Wasser gefüllt und von mehr als 100 Heizröhren durch¬ 
zogen. In diese schlägt die Flamme aus dem Feuerraume (F; 
hinein, und so wird das Wasser sehr schnell in Dampf verwandelt. 
Dieser sammelt sich vorzugsweise in dem großen Dampfdome (O). 
Von hier aus gelangt er durch das Dampfrohr (d) in die beiden 
Dampszylinder (6), die vorn zu beiden Seiten der Maschine liegen. In jedem Dampf¬ 
zylinder befindet sich ein Kolben, der durch die Kraft des Dampfes in Bewegung gesetzt 
werden soll. Es kommt eben nur darauf an, den Dampf abwechselnd vor und hinter 
den Kolben zu leiten. Das geschieht durch das sogenannte Schieberventil (Fig. 23), 
das in der Dampfkammer (m, Abb. der Lokomotive) liegt. Ist z. B. der Dampf 
zuerst von hinten durch das Rohr a (Abb.) in den Dampfzylinder (v) eingetreten, so 
Fig. 22. 
schiebt er den Kolben (K) nach vorn, während der Schieber durch eine besondere Vor¬ 
richtung nach hinten rückt und ein vorher verdecktes Rohr (b) freilegt, durch das der 
Dampf vor den Kolben tritt. Der Kolben wird jetzt rückwärts getrieben, und das geht 
um so leichter, als gleichzeitig der kurz zuvor von hinten eingeführte Dampf bei a in den 
Schieber und von hier aus durch ein Rohr (e obenstehende Abb. des Schiebers und P, 
Abb. der Lokomotive) in den Schornstein (8) steigt und aus diesem mit lautem Puff 
entweicht. Mit dem so hin und her getriebenen Kolben steht jederseits ein großes 
Mittelrad durch eine Stange und Kurbel in Verbindung, das so in drehende Bewegung
	        
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