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wall, der von der Mündung der Lahn über den Taunus und den Main und von da
erst in südlicher, dann in östlicher Richtung bis zur Altmühlmündung an die Donau ging.
An einigen Stellen bestand diese Grenzwehr aus einer Mauer, an anderen aus Erdwall
und Graben. In geringen Entfernungen voneinander befanden sich Wachthäuser; wich¬
tige Übergänge sicherten Burgen. Eine derselben, die Saalburg auf dem Taunus, hat
Kaiser Wilhelm H. wieder ausbauen lassen. Die Gegend zwischen diesem Grenzwall und
dem Rhein und der Donau überließen die Römer gallischen Ansiedlern gegen Entrichtung
des Zehnten (daher Zehntland). Im Zehntland entstanden Städte wie Wiesbaden und
Baden. Bei den römischen Standlagern am Rhein und an der Donau siedelten sich viele
Eingeborene als Kolonisten an. Auf diese Weise entstanden die Städte Cöln, Koblenz,
Bonn, Mainz, Worms, Straßburg, Augsburg, Regensburg und Wien. So entwickelte sich
im Grenzlande ein blühendes Leben wie im römischen Reiche.
2. einfluß der Römer auf die Deutschen. Die Berührung mit den Römern war
für die Deutschen von großer Bedeutung. Viele deutsche Jünglinge nahmen Dienste bei
den Römern und gelangten im Heer und als Beamte bis in die höchsten Stellen. Sie
lernten im römischen Waffenrocke die Welt kennen. Nach ihrer Rückkehr erweckten sie durch
ihre Erzählungen bei ihren Volksgenossen Sehnsucht nach dem sonnigen Italien. Ein leb¬
hafter Handel tauschte die Waren aus. Für Sklaven, Pferde, Rinder, Pelze und Honig
bekamen die Deutschen Wein, Zeuge, Schmucksachen, Waffen und römisches Geld. Durch
die Römer lernte man allerlei feine Gartenfrüchte und eine bessere Bestellung des
Bodens kennen. Die Ufer der Mosel und des Rheins wurden mit Reben bepflanzt und
edle Obstbäume von Italien aus eingeführt.
3. VölkerbündniTfe. Die Germanen hatten in den Kämpfen mit den Römern
gelernt, daß Einigkeit stark macht. In der Folgezeit schlossen sich darum kleinere Völker¬
schaften zu größeren Völkerbündnissen zusammen und zogen dann unter einem Herzog in
den Kampf. Die Alamannen wohnten am Main und besetzten später das Land zwischen
Schwarzwald und Wasgenwald. Die Franken (die Freien) saßen am Mittel- und Unter¬
rhein. Den Sachsen, die ihren Namen von ihrem kurzen Schwert „Sachs" erhalten
haben, gehörte das Gebiet zwischen Niederrhein und Elbe. Die Goten hatten ihren Sitz
an der unteren Donau. Sie waren die ersten Deutschen, die das Christentum annahmen.
Ihr Bischof Wulfila übersetzte die Bibel ins Gotische. Einige Teile sind uns als ältestes
Denkmal deutscher Sprache erhalten.
III. Die Völkerwanderung.
1. UrTacbe und Beginn der Völkerwanderung. Der befestigte römische Grenzwall
hinderte die Germanen, sich weiter nach Westen und Süden auszubreiten. Die West¬
germanen wurden seßhaft und bauten mehr als bisher den Acker. Da sich die Völker
stark vermehrten, reichte der vorhandene Boden zur Viehzucht und dem rohbetriebenen
Ackerbau nicht mehr aus. Die Landnot trieb die Germanen, sich neue Wohnsitze zu
suchen. Dazu kam noch, daß sie von ihren slawischen Nachbarn im Osten gedrängt
wurden. Diese „Völkerwanderung" begann am Ende des zweiten Jahrhunderts und
richtete ihren Ansturm gegen das römische Reich. Durch den Einfall der Hunnen
375 375 in Europa kamen die Völker in eine raschere Bewegung. Die Hunnen unterwarfen
zunächst die Alanen (zwischen Wolga und Don), die dann mit jenen über den Don gegen
die Goten zogen. Diese waren durch den Dniestr in Ost- und Westgoten geschieden.
Nachdem bald darauf die Ostgoten überwältigt worden waren, warfen sich alle drei Völker
auf die Westgoten und verdrängten auch diese aus ihren Wohnsitzen.
2. Hlaricb. Die Westgoten erhielten unter dem Kaiser Theodosius dem
Großen in den südlich von der Donau gelegenen Ländern und in Kleinasien
Wohnsitze. Um das Jahr 400 stand an der Spitze der Westgoten der König
Alarich. Er war der erste Germane, der Italien angriff, um seinen Goten neue
Wohnsitze zu erkämpfen. Siegreich rückte er bis vor die Tore der Stadt Rom.
Die Römer ergriff Angst und Entsetzen; denn seit 400 Jahren war kein Feind