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Etwa 100 Jahre früher (622 n. Chr.) war nämlich in Mekka durch Mohammed 
eine neue Religion, die mohammedanische, gestiftet worden. Es gibt nur einen Gott, so 
lehrte er, und Mohammed ist sein Prophet. Das Schicksal eines jeden Menschen ist im 
voraus von Gott bestimmt, keiner vermag etwas daran zu ändern. Wer in der Schlacht 
fallen soll, der fällt, auch wenn er dem Kampfe fernbleibt. Gebet führt aus halbem Wege 
dem Herrn entgegen, Fasten bis an die Tür seines Hauses, Almosen öffnet seine Pforten, 
das Schwert aber, für die Sache des Herrn gezogen, führt zur höchsten Glückseligkeit. Der 
Genuß des Weins und des Schweinefleisches ist den Mohammedanern verboten. Als Tag 
der gemeinsamen Gottesverehrung wurde der Freitag eingesetzt. Die Lehren Mohammeds 
wurden nach seinem Tode in ein Buch geschrieben, das den Namen Koran führt; die 
Lehre selbst heißt Islam, ihre Anhänger nennt man Muselmänner, die Mönche Derwische, 
die Bethäuser Moscheen. 
Mohammed starb 632. Seine Nachfolger (Kalifen) suchten nach dem Grundsätze des 
Propheten: „Wen das Wort nicht bekehrt, den bekehre das Schwert!" seine Lehre immer 
weiter auszubreiten. Nachdem sie sich Ägypten und die ganze Nordküste Afrikas unter¬ 
worfen hatten, gingen sie von hier aus nach Spanien und von dort aus nach dem 
Frankenreiche. 
Karl stellte sich ihnen entgegen und schlug sie in einer mörderischen Schlacht 
bei Tours stuhrs und Poitiers spoatjehs so gewaltig aufs Haupt, daß ihrer nur 
sehr wenige entkamen. (732.) 100000 Sarazenen bedeckten das Schlachtfeld. 732 
Die Christenheit war gerettet. Wegen seiner Tapferkeit erhielt Karl den Bei¬ 
namen „Martell", d. i. der Hammer. 
4. Vipin cker Kurze. Die Macht der Hausmeier nahm von Jahr zu 
Jahr zu, und Karls Sohn, Pipin, unterzeichnete seine Verordnungen bereits 
als „Herzog und Fürst der Franken". Er regierte mit Kraft und Klugheit und 
bewirkte, daß alle mit Liebe an ihm hingen und wünschten, er möge den Königs¬ 
titel annehmen. Pipin erklärte sich dazu bereit. Nachdem er die Zustimmung 
des Papstes eingeholt hatte, kamen im Frühjahr 752 die Großen des Reiches 
zusammen und wählten ihn einstimmig zum Könige. Sie hoben ihn nach der 
Sitte des Volkes auf den Schild und trugen ihn dreimal durch die Versammlung. 
Der letzte blödsinnige Merowinger aber beschloß sein Leben im Kloster. — Bald 
darauf wurde der Papst von den in Norditalien wohnenden Langobarden hart 
bedrängt. Pipin eilte ihm zu Hilfe, trieb die Langobarden zurück und schenkte 
die ihnen wieder entrissenen Länder dem Papste. Diese Schenkung bildete mit 
jenem Gebiete, welches die Päpste schon vorher besessen hatten, den Anfang des 
Kirchenstaates. (Gedicht: Pipin der Kurze.) 
2. Ausbreitung des Obriltentums in Oeutseblancl. 
1. Glaubensbolen. Etwa sechs Jahrhunderte nach Christi Geburt brachten 
fromme Glaubensboten aus Irland und England das Evangelium nach Deutsch¬ 
land. Unter diesen waren die wichtigsten Fridolin, Kolumban und Gallus 
(der Gründer des Klosters St. Gallen). Sie wirkten im Süden Deutschlands. 
Im Norden waren später Willibrord und besonders sein Schüler Winfried, 
ein Angelsachse, tätig. Winfried erhielt später vom Papst den Namen Bonifatius 
(— der Glückliche; Winfried — Glückskind). 
2. Bonifatius. Zuerst ging Bonifatius zu den Friesen an der Nordsee¬ 
küste. Da er dort aber nichts ausrichten konnte, begab er sich später zu den 
Hessen und Thüringern. Bei dem Dorfe Geismar in Hessen stand eine
	        
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