35 
an die Stelle solcher Lieferungen Abgaben in Geld, die Zins oder Stellern 
genannt wurden. Maliche hörige Bauern mußten am Hofe die Öfen heizen, 
Brot backen, Bier brauen, Holz fpalteu, Nachtwachen leisten und Botengänge 
verrichten. Zuweilen auch mußte der Bauer mit feinem Gespann für den Herrn 
arbeiten und ihm Holz, Mehl und Steine herbeifahren, seinen Acker bestellen 
oder die Ernte besorgen. Gar keine Freiheit hatten die Hörigen oder Leib¬ 
eigenen (Knechte und Mägde), die kein Land bekamen, sondern in Küche, Stall 
und auf dem Felde, auch wohl als Handwerker beschäftigt wurden. Der Herr 
konnte sie verkaufen. Ohne seine Erlaubnis durften sie sich nicht verheiraten. 
Ihre Kinder waren wieder leibeigen. 
2. Blütezeit. Dem Bauer ging es im 12. und 13. Jahrhundert recht 
gut. Die Ritter lebten ihren ritterlichen Neigungen. Infolge besserer Bewirt¬ 
schaftung des Bodens wurde der Ertrag gesteigert, aber der Zins war nicht ge¬ 
stiegen. Weinberge wurden gepflegt, und neue Gemüsesorten kamen ins Land. 
Auf den Viehmärkten konnte der Bauer seine Ware teuer verkaufen. Der Bauer 
wurde wohlhabend. Auf seinen Festen ging es lustig zu. Er kleidete sich gut, 
trug sogar Waffen. Wenn ein Unfreier an eineln Kreuzzug teilnahm, erlangte 
er die Freiheit, desgleichen, wenn er sich in der Stadt niederließ. Viele junge 
Leute wanderten auch über die Elbe in die Slawenländer aus und gründeten 
dort eine neue Heimat als freie Bauern. Die Grnndherren mußten deshalb ihre 
Leute gut behandeln, wenn sie Arbeitskräfte genug behalten wollten. 
3. Vauernelenck. Das änderte sich aber im 14. und 15. Jahrhundert. 
Die Auswanderungen in östliche Gebiete hörten ans. Auch die Städte hatten 
Pfahlbürger genug. Die Bauerngüter wurden bei Vererbung in immer kleinere 
Stücke geteilt. Wer keinen Grund und Boden erhielt, wurde völlig leibeigen. Die 
adeligen Herren gerieten selbst in Not und verlangten mehr Abgaben und Fronden. 
Der Bauer mußte Schulden machen und geriet in die Hände von Wucherern, die 
ihn um Hab und Gut brachten. Die Ausbeutung verstanden auch viele Ritter. Sie 
erhöhten die Abgaben, bis die Bauern eine so große Schuldenlast hatten, daß sie 
froh waren, wenn ihnen der Gutsherr den Hof abkaufte und sie als Leibeigene in 
seinen Dienst nahm. Damals war der Bauer ein recht armer Mann. Kaum 
hatte er Zeit, sein kleines Feld git bestellen; denn er mußte zwei bis vier Tage 
in der Woche mit seinem Gespann für den Herrn arbeiten. Veranstaltete der 
Gutsherr eine Jagd, so war der Bauer verpflichtet, Treiberdienste zu tun, stellen¬ 
weise auch noch, das erlegte Wild meilenweit wegzufahren. Dazu kam, daß ihm 
seine Ernte oft von dem zahllosen Wilde fast ganz vernichtet wurde. Wehe ihm, 
wenn er sich's einfallen ließ, ein Stück Wild zu fangen! Die schlimmsten Feinde 
des Bauern waren die fremden Ritter. Wenn diese mit einem Herrn in Fehde 
lagen, so überfielen sie meist dessen Bauern, trieben ihnen das Vieh von der 
Weide und steckten ihnen Haus und Hof in Brand. So kamen die Bauern nicht 
aus ihrem Elend heraus. 
4. Vauernkriege. S. 45. 
2. Städte im Mittelalter. 
1. entitehung. Im 10. Jahrhundert gab es in Deutschland noch fast gar keine 
Städte. Die von den Römern am Rhein und an der Donau errichteten Befestigungen 
waren zur Zeit der Völkerwanderung vernichtet, dann notdürftig wieder ausgebaut und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.