hört nur auf guten Rat!“ Und als er das gesagt hatte, neigte er 
sein weißes Haupt und starb. 
Irminfried konnte also nach dem Tode seines Vaters nur die 
Hälfte von Thüringen bekommen. Die andere Hälfte regierte sein 
älterer Bruder. Das ärgerte Amalaberga, daß sie nicht Königin von 
ganz Thüringen sein konnte. Sie vermißte sehr die Pracht ihres 
früheren Hoflebens. Auch sehnte sie sich nach Italiens blauen Himmel. 
Abs einst Irminfried zum Mittagsmahle kam, fand er den Tisch 
nur halb gedeckt. Darüber verwunderte er sich und fragte seine Frau: 
„Was soll das heißen?“ Amalaberga antwortete: „Wer nur ein 
halbes Königreich besitzt, soll auch nur einen halbgedeckten Tisch haben.“ 
Ähnliche Reden führte sie jeden Tag und erbitterte so ihren 
Mann gegen seinen Bruder. Sie brachte es dahin, daß er nicht mehr 
freundlich an seinen Bruder dachte, daß er ihn nicht mehr ersehen 
konnte, ja, daß er sich zuweilen sagte: „Ob es nicht besser wäre, er 
stürbe? Da wäre ich den Ärger mit meinem Weibe los.“ 
2. Irminfried zieht gegen seinen Bruder zu Felde. 
Die Königin Amalaberga quälte und trieb den König Irminfried, 
ihren Mann, so sehr, daß er immer heftiger gegen den Bruder wurde. 
Und als er einmal mit seinem Bruder wegen eines kleinen Stück 
Landes zankte, da wurde er so zornig, daß er den Krieg gegen ihn 
beschloß. Und Amalaberga war sehr zufrieden damit und sagte: 
„Schicke doch Boten zu meinem Bruder, daß er dir helfe!“ 
Irminfried tat auch so. Und er schickte seinen geheimen Rat 
Iring zu dem Frankenkönige mit der Botschaft: 
„Halte es mit mir gegen meinen Bruder! Wenn er ge— 
tötet ist, wollen wir sein Reich unter uns teilen.“ 
Das war dem Frankenkönige ganz recht. Er sammelte ein Heer 
und vereinigte sich mit Irminfried. Und sie zogen zusammen in den 
Krieg gegen den Bruder. 
Weil aber dieser so etwas von seinem Bruder Irminfried nicht 
erwartet hatte, so war er nicht gerüstet. Und er verlor viel Zeit, ehe 
er sein Heer beisammen hatte. Sein Heer war noch nicht halb so 
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