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Stadt Rom. Die Römer ergriff Angst und Entsetzen; denn seit 400 Jahren 
war kein Feind der Stadt so nahe gekommen. Bald entstand in Nom eine ent¬ 
setzliche Hungersnot, und Hnnderttansende wurden eine Bente des Todes. In 
dieser Not schickte der Senat zwei Gesandte an Alarich und ließ um Frieden 
bitten. Aber noch Prahlten diese: „Unzählbar sind unsere Streiter und in den 
Waffen wohl geübt." Alarich erwiderte lachend: „Je dichter das Gras, desto 
leichter das Mähen." Diese Antwort machte die Gesandten demütig, und sie 
fragten: „Was willst du von uns haben?" „All euer Gold und Silber, alle kost¬ 
baren Gerätschaften," war seine Antwort. Und als die Gesandten weiter fragten: 
„Was willst du uns denn lassen?" entgegnete er stolz: „Euer Leben!" Die stolze 
Stadt mußte sich fügen und ihre Freiheit durch große Summen erkaufen. 
Dann ging Alarich weiter nach Süden; aber schon im nächsten Jahre kam 
er wieder und verlangte Land für seine Goten. Als man seine Forderung 
abwies, erstürmte er die Stadt und zog als Sieger in sie ein. Wohl sankeu 
viele Paläste in Asche, doch gegen die Bewohner waren seine Goten menschlich 
gesinnt. — 40000 deutsche Sklaven benutzten diese Gelegenheit, sich von ihren 
römischen Herren frei zu machen. 
4. Hlartcbs "Cod. Nur sechs Tage blieb Alarich in der Stadt; dann zog 
er mit feinem Heere ab, um von Sizilien aus nach Afrika, der Kornkammer- 
Italiens, überzusetzen. Doch er kam nur bis Cosenza am Busento. Hier starb 
er nach kurzer Krankheit, erst 34 Jahre alt. (Gedicht: Das Grab im Bnsento.) 
5. Meilerer Verlauf der Völkerwanderung (bis zur Zeit Attilas). Um 
sich vor Alarich zu retten, hatten die Römer ihre Truppen aus ihren Provinzen, 
namentlich aus Gallien (Frankreich) und Britannien (England), herbeigezogen. 
Das benutzten viele deutsche Völkerstämme und wanderten in diese Provinzen ein. 
So entstanden folgende Reiche: 
a. Das Reich der Burgunder im südöstlichen Gallien und in der Schweiz. Die 
Burgunder waren von der Weichsel hergekommen und hatten daun längere Zeit um Worms 
herum gewohnt. Ein römischer Feldherr vernichtete im Bunde mit den Hunnen das 
Burgunderreich des Königs Gundahar. Erinnerungen an diese Kämpfe sind im Nibelungen¬ 
lied erhalten. Reste des Volkes drangen in Gallien ein. 
b. Das Reich der Vandalen, Sueven und Allanen in Portugal. Da in Gallien 
keine römischen Truppen waren, so konnten diese Völker ungehindert durch Gallien ziehen, 
um sich jenseits der Pyrenäen niederzulassen. Die Vandalen gingen 429 unter ihrem 
lahmen Könige Geiserich nach Nordafrika, entrissen den Röinern ihre reichste Provinz 
(Karthago) und gründeten hier das Vandalenreich. Die Anwohner des Mittelmeeres setzten 
sie durch ihre Raubzüge in Schrecken. Dieses Reich wurde 534 durch Belisar, den Feld¬ 
herrn des römischen Kaisers Justinian, wieder zerstört. 
c. Das Reich der Angelsachsen in Britannien. Die Angeln und Sachsen (an 
der deutschen Küste) waren von den Briten gegen feindliche Bergvölker zu Hilfe gerufen 
worden. Sie kehrten aber nicht wieder zurück, sondern errichteten in Britannien unter 
ihren Anführern Hengist und Horsa sieben Königreiche. (England — Angelland.) 
d. Das Reickffder Westgoten. Nach Alarichs Tode führte sein Schwager die 
Westgoten nach dem südlichen Gallien und gründete hier das Westgotenreich, das sich 
später (nach Wegzug der Alanen) auch über Spanien ausdehnte. Im Jahre <11 machten 
die Mauren dem Westgotenreiche ein Ende. 
2. Httila und die I^unnenTchlacht, 451« 
375 1. Die Nuntien, a. Aussehen. Ums Jahr 375 kamen die Hunnen, 
ein wildes Neitervolk, aus den Steppen Asiens nach Europa. S>ie waren sehr
	        
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