fullscreen: Illustriertes Realienbuch

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die Brücke Bi fräst, der Regenbogen. Ans dem Jdafelde fanden die Kämpfe 
und Göttermahlzciten, unter der Weltesche das Gericht über Götter und 
Menschen statt. Die Feuerwelt, die einst alles verbrennt, hieß Muspelheim. 
Götzenbilder und Tempel hatten die Deutschen nicht. Im Dunkel heiliger Haine 
wurden Opfer aus Früchten, Tieren und bisweilen gefangenen Feinden darge¬ 
bracht. Den Willen der Götter suchte man u. a. aus dem Wiehern geheiligter 
weißer Rosse zu erfahren. Einzelnen Göttern waren Wochentage geheiligt, die 
nach ihnen benannt wurden. Die Priester und Sänger der Kriegsthaten ehrte 
man hoch, räumte ihnen aber keine Macht zum Herrschen ein. 
4. Die Cimbern und Teutonen stammten aus Jütland und zogen mit 
Hab und Gut nach Süden. Als ihnen an den Alpenpässen der römische Statt¬ 
halter falsche Wege zeigen ließ, schlugen sie sein Heer, durchzogen die Schweiz, 
sielen in Gallien ein, vernichteten noch 3 andere römische Heere und machten 
den „cimbrischen Schrecken" sprichwörtlich in Rom. Nachdem sie jahrelang in 
Südsrankreich gehaust, wollten sie mit 2 Heersäulen in Italien einfallen, die 
Teutonen von Westen, die Cimbern von Norden. Da wurde der rohe aber kriegs¬ 
erfahrene Feldherr Marius der Retter Roms. Er umgab sein Lager nxit Ver¬ 
schanzungen, gewöhnte seine Soldaten in kleinen Gefechten an den Anblick, das 
Kriegsgeheul und die Fechtweise der Teutonen, schlug diese dann in einer mör¬ 
derischen Schlacht bei Aq u ä Sexti ä im Rhone-Delta (102 v. Chr.) und nahm 
ihren riesigen Fürsten Teutobod gefangen. Die Cimbern wurden von dem¬ 
selben Marius im folgenden Jahre (101 v. Chr.) aus der Raudischen 
Ebene bei Vercellä in Oberitalien nach verzweifelter Gegenwehr vernichtet. 
5. Drusus in Deutschland. Der römische Feldherr Julius Cäsar er¬ 
oberte in 8jährigen Kämpfen ganz Gallien bis an den Rhein. Drusus, der 
Stiefsohn des Kaisers Augustus, befestigte die Rheingrenze durch 50 Burgen 
und unternahm 4 Züge in oas Innere von Deutschland. An der Elbe soll ihm 
eine riesenhafte Seherin drohend zugerufen haben: „Kehre um, Unersättlicher, 
deines Lebens und deiner Thaten Ende ist gekommen!" Auf dem Rückzüge stürzte 
er mit dem Pferde und starb an einer Schenkelverletzung (9 v. Chr.). Sein Bruder 
Tiberins unterwarf das Land bis an die Weser, indem er Zwietracht unter den 
deutschen Stämmen anstiftete und allerlei List und Ränke übte. 
6. Barns und Armin. Der römische Statthalter Varus behandelte das 
Land wie eine eroberte Provinz. Er führte römische Sitte, Sprache und Gerichts¬ 
ordnung (mit Advokaten und vorangetragenen Ruten und Beilen) ein. Da 
schloß der Eh erus k er fürst Armin (Hermann), der in Rom gebildet und 
mit der Ritterwürde geehrt worden war, mit befreundeten Häuptlingen ein 
Bündnis, um das verhaßte Joch der Frenidlinge abzuschütteln. Sein Schwieger¬ 
vater Segest, dessen Tochter Thusnelda er entführt und zur Gattin genommen 
hatte, verriet zwar den Anschlag, aber der schwache und verblendete Varus glaubte 
jenem nicht. Unter dem Vorwände eines ausgebrochenen Aufstandes wurde er zu 
einem Heeresznge nach der Weser gelockt. Im Teutoburger Walde bei Det¬ 
mold wurden (9 n. Chr.) die ermüdeten und durchnäßten römischen Soldaten von 
den Deutschen überfallen. Der Regen goß hernieder und machte die Bogensehnen 
schlaff und die Wege grundlos. Durch den heulenden Sturm scholl das Kriegs¬ 
geheul der Deutschen, das Sausen ihrer Speere und das Krachen ihrer Streit¬ 
äxte, Rach mehrtägigen Kämpfen wurden die Legionen zersprengt, die Adler ge¬ 
nommen, die Flüchtigen niedergemetzelt. Varus stürzte sich verzweifelnd in sein 
eigenes Schwert. Die Deutschen brachen die Zwingburgen, opferten viele Ge¬ 
fangene, töteten die verhaßten Advokaten, rissen ihnen die Zungen aus mit den 
Worten: „Run zische, du römische Natter!" und säuberten das Land von: Römer-
	        
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