C. Die Winde.
Jenseits des Gürtels hohen Luftdruckes
bis zu den Polen herrschen im allgemeinen
Durchschnitt westliche Winde.
Die Antipassate strömen teilweise in den
höchsten Luftschichten gegen die Pole mit zu¬
nehmender westlicher Ablenkung, ein Teil
jedoch senkt sich in den höheren Breiten auf
den Boden herab und wird infolge der
Rotation der Erde gleichfalls immer mehr
nach rechts abgelenkt. Diese Luftströmungen
umkreisen daher als starke Westwinde die
Pole. Da nun die ablenkende Kraft der
Erdrotation schließlich jeden Westwind gegen
den Äquator drängt, so findet auch eine
Rückströmung der Luft von den Polen gegen
den Äquator statt, jedoch nicht auf der Erd¬
oberfläche, auf welcher in den außertropischen
Gebieten die Westwinde entschieden vorherrschen, sondern in mittleren Höhen,
vielleicht zwischen 3000—8000 m. Um beide Pole herum bis hinab
zu dem Gürtel hohen Luftdruckes haben wir daher zwei große
Luftwirbel: es sind dies die sog. Polarwirbel. Zugleich tritt
uns in diesen außertropischen Wirbeln ein dreifach übereinander¬
gelagertes System von Luftmassen entgegen (Fig. 74).
Die Bewegungen der Atmosphäre in den außertropischen Gebieten be¬
dürfen übrigens noch weiterer Aufklärungen.
Der schmale Gürtel zwischen den beiden Passaten heißt der Kalmengürtel
(v. lat. calmus, ruhig, still) des Äquators, weil hier fast immer Windstille
herrscht; er bezeichnet im allgemeinen die Zone der größten Erwärmung und folgt
der Sonne im Laufe des Jahres gegen N. und S. Die Luft steigt hier, infolge
ihrer Erhitzung sehr leicht gemacht, nur aufwärts, es herrscht der Aszensions-
strom (vom lat. ascendere, in die Höhe steigen), eine wagerechte Luftbewegung
kommt nicht zu stände. Ebenso sind die Gebiete des hohen Luftdruckes an der
Polargrenze der Paffate, etwa 30° nördlich und südlich vom Äquator, durch größere
Ruhe gekennzeichnet; man bezeichnet sie als „Roßbreiten", wohl auch als Kalmen
der Wendekreise. Der erstere, etwas seltsame Name kommt daher, daß früher
die von Neu-England nach Westindien mit einer Deckladung von Pferden bestimmten
Schiffe in dieser Kalmenregion oft so lange aufgehalten wurden, daß man aus
Mangel an Wasser einen Teil der Pferde über Bord werfen mußte.
Ein Bild der Windverteilung auf der Erde gibt Fig. 75, S. 92.
IX. Periodische Winde. Das geschilderte herrschende Wind¬
system erfährt mannigfache Abänderungen, besonders durch die kalmen-
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Pol
Pol
Fig. 74. Luftaustausch zwischen
3*ot und Äquator.
aa aufsteigender Luststrom; bb Anti¬
passate; cc westliche Winde.