II. Erdkunde.
Ruderboote eilen hin und her und vermitteln den Verkehr zwischen den einzelnen
Schiffen und der Stadt. Schwer beladene Lastkähne ziehen vorüber, um wertvolle
Güter von den Seeschiffen nach entfernt liegenden Speichern zu bringen.
In unmittelbarer Nähe von Hamburg liegen die preußischen Städte Nltona (173)
und Harburg (67); an der Elbmündung ist Cuxhaven (15) als Vorhafen Hamburgs
entstanden. Schiffahrt, Fischfang, Handel und Industrie ernähren ihre Bewohner.
/4. Das Westdeutsche Tiefland.
1. Dö$ Gebiet der ilioorc. von der Lüneburger Heide bis in die Niederlande
hinein, von den Nordseemarschen bis zum deutschen Mittelgebirge dehnt sich ein Flachland
aus, das auf sehr weite Strecken hin nur von Mooren bedeckt ist. Sie bestehen hauptsäch¬
lich aus Torflagern, welche Wassertümpel oder Flächen schwarzen Morastes einschließen.
Nur dort, wo ein Stück Sandboden herausragt, finden Heidekraut und Birken kümmerliche
Nahrung. Die Weser mit der Nller und der Leine, sowie die Ems entwässern das
Gebiet, dessen wenige Bewohner sich vielfach mit der Torfgewinnung beschäftigen.
Gegenwärtig sucht man jedoch die Moorflächen in anbaufähiges Land zu verwandeln.
Oldenburg (50), die Hauptstadt des gleichnamigen Großherzogtums, ist der an¬
sehnlichste Ort des Gebietes. Der Haupthandelsplatz für Ostfriesland, d. i. die Marsch¬
landschaft zwischen Dollart und Iadebusen, ist Nurich (6; prov. Hannover). — von
größerer Wichtigkeit sind die Städte, die sich an den Mündungen der schiffbaren Flüsse
gebildet haben. Die Freie Stadt Bremen (247) an der unteren Weser ist nächst Ham¬
burg der größte deutsche Seehandelsplatz. Nn der Wesermündung liegt sein Vorhafen
Bremerhaven (24). Es ist ebenso wie das benachbarte Geestemünde (25) ein haupt¬
fitz der deutschen Hochseefischerei. Eine andre aufstrebende Zeehandelsstadt ist das han-
növersche Emden (24; Dortmund-Ems-Ranal). 5lm Iadebusen liegt Wilhelmshaven
(35), der Rriegshafen der deutschen Nordseeflotte.
2. Das Münsterland und die Eölner Bucht. Südlich VON den Moorgegenden
greift das Westdeutsche Tiefland bei Münster und bei Eöln in zwei großen
Buchten in das mitteldeutsche Gebirgsland ein.
a) Das Münsterland (prov. Westfalen) liegt zwischen Teutoburgerwald und
Rheinischem Schiefergebirge. Es ist ein flachwelliges Gebiet, dessen Fruchtbarkeit
von Norden nach Süden zunimmt (Soester Börde). Die Bewohner treiben vor¬
wiegend Nckerbau und Viehzucht (Pumpernickel, westfälischer Schinken). Der größte
Grt der Landschaft, Münster (90) am Dortmund-Ems-Ranal, hat bedeutenden Getreide¬
handel und besitzt eine Universität. Rn der Lippe liegt das industriereiche Hamm (44)
und im südöstlichsten Teile der Landschaft die Bischofsstadt Paderborn (30).
b) Die Tölner Bucht (Rheinprov.) schiebt sich wie ein Reil zwischen die
beiden Flügel des Rheinischen Schiefergebirges (5. 104). Sie ist durchweg fruchtbar;
an dem untersten Teile des deutschen Rheinlaufes dehnen sich Marschen (Viehzucht!)
aus. Da die Gebirge zu beiden Seiten des Flachlandes — im Osten das Ruhr¬
gebiet, im Westen die Gegend von Nachen — außerordentlich reich an Rohlen sind,
bildet jedoch die Industrie den Haupterwerbszweig der Bewohner. In Töln (516)
befinden sich Baumwollen- und Wollspinnereien, sowie Maschinenfabriken. Der Rhein
hat hier bereits eine solche Breite und Tiefe, daß kleinere Seeschiffe die Stadt er¬
reichen können. Daher hat sich Eöln, das auch ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt
ist, 311 dem bedeutendsten Handelsplätze Westdeutschlands entwickelt. Um die ver-