III. Naturgeschichte.
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Fasern von den kurzen, dem Werg oder der Hede, getrennt. — Die Flachsfasern spinnt man
zu Garn, aus dem die Leinwand gewebt wird. Vas Werg verwendet man zur Füllung
von Polstern und zur Herstellung von Stricken und Packleinwand. Nus unbrauchbar ge¬
wordenen Leinengeweben (Lumpen) bereitet man das Papier.
6. Weinrebengewächse-l 6. IDCIT XDetllftOCit.
1. Verbreitung. Der Weinstock reift im nördlichen Deutschland seine Trauben
nur an der Wand, die van den Sonnenstrahlen stark erwärmt wird. Km Rhein,
an der Mosel und Nhr, am Main und Neckar, in Franken und Baden und an
vielen andern Orten dagegen wächst er auf dem freien Felde oder an sonnigen Berges-
hängen. Und wie in Deutschland gedeiht er auch in vielen andern Ländern.
2. Stamm und Äste (Neben) sind von einer graubraunen Borke bedeckt, die in band¬
artigen Streifen abblättert. Der Stamm kann bei hohem Nlter baumartige Stärke er¬
reichen,- die Neben aber bleiben stets schwach. Daher geben wir den Weinstöcken Stützen
(Spaliere, Stäbe u. dgl.), binden die fruchttragenden Neben an u. dgl. mehr.
3. Ranken. Mit Hilfe gegabelter Nanken heftet der Weinstock die schwachen
Neben an andern Gegenständen gleichsam selbst fest. Die Nanken wenden sich stets den
Stützen zu. Beobachtet man eine junge Ranke längere Zeit, so sieht man, wie sich
ihre Nste langsam im Nr eise bewegen, haben sie eine Stütze gefunden, so um¬
schlingen sie diese in mehreren Windungen. Einige Tage später hat sich der Nanken-
teil, der zwischen Stütze und Nebe ausgespannt ist, korkzieherartig zusammenge¬
zogen. Infolgedessen wird die Nebe so fest an die Stütze gefesselt, daß sie selbst durch
einen starken Wind kaum einmal losgerissen wird. Dies ist um so weniger möglich,
als die Nanken nach und nach stärker werden und verholzen.
4. Die Blätter sind in fünf Lappen geteilt und am Rande gesägt. Ihre
Stiele stehen schräg aufwärts, während die Blattflächen schräg abwärts geneigt sind.
Infolgedessen werden letztere von den Sonnenstrahlen senkrecht getroffen, also unter
einem Winkel, unter dem diese ihre größte Wirkung ausüben. Nus den Blattwinkeln
geht noch in demselben Sommer je ein Zweig hervor. Da diese sog. Geize bei uns
im Winter fast stets erfriert, entfernt sie der Gärtner („geizen"), uni für die andern
Neben Platz (Licht) zu schaffen.
5. Die Blüten sind sehr klein und zu „Trauben" oder „Gescheinen" vereinigt.
Solange sie sich im Nnospenzustande befindeil, erhebt sich über dem napfförmigen
Nelche je eine kleine Haube (I.). Diese wird von den
Blumenblättern gebildet und überdeckt schützend die
fünf Staubblätter und den flaschenförmigen Stempel.
Die Blumenblätter bleiben auch beim Aufblühen im
oberen Teile miteinander verbunden. Da sie jedoch ab¬
geworfen werden (2 und 3), können sie die Bestäubung
nicht hindern. Ein köstlicher Duft lockt zahlreiche In¬
sekten herbei. Der für die Gäste bestimnite Honig wird von fünf gelben Drüsen am
Grunde des Stempels ausgeschieden.
6. Die Frucht ist eine Beere von gelber, grüner, roter oder blauer Färbung.
Sie ist durch einen Wachsüberzug gegen Befeuchtung und damit verbundene Fäulnis
geschützt und enthält ein bis vier Samen.
a) Die Pflanzen erzeugen Samen, aus denen neue Pflanzen entstehen. Werden
j 2. w 3.
Blüten des Weinstockes.