Full text: Realienbuch (Teil 21)

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I. Geschichte. 
er die Krone nicht verlieren wollte, mußte er jedoch vom Banne loskommen. Deshalb 
bat er den Papst, ihn in Rom loszusprechen. Gregor weigerte sich und machte sich auf 
den Weg nach Augsburg. Da zog Heinrich, begleitet von seiner treuen Gemahlin und 
seinem kleinen Sohne, unter großen Gefahren über die schneebedeckten Alpen nach Italien. 
Der Papst glaubte, der Kaiser nahe in feindlicher Absicht und begab sich eiligst nach dem 
festen Schlosse Kanossa, vor dem Eingänge desselben erschien Heinrich IV. an drei hinter¬ 
einander folgenden Tagen in Büßertracht. Da er sich so als reuiger Zünder zeigte, mußte 
ihn der Papst schließlich vom Banne lossprechen. 
9. Kampf mit Rudolf von Schwaben. Trotz des Ganges nach Kanossa setzten die 
deutschen Fürsten Heinrich IV. ab und erwählten den Herzog Rudolf von Zchwaben, der 
besonders von den Sachsen unterstützt wurde. Buch der Papst begünstigte den neuen 
Kaiser und sprach den Bann zum zweiten Male über Heinrich aus. Aber jetzt fand die¬ 
ser in Deutschland zahlreiche Anhänger,- besonders die Städte und die kleinen Vasallen (der 
niedere Adel) waren auf seiner Seite. Mehrere Jahre schwankte das Glück, da ver¬ 
lor Rudolf in einer Schlacht (in der Nähe von Merseburg) die rechte Hand und erlag der 
Verwundung (1080). 
10. Heinrichs Lebensende. Einige Jahre darauf zog Heinrich mit Heeresmacht nach 
Rom, setzte einen neuen Papst ein und ließ sich von ihm krönen. Gregor floh vor ihm nach 
Süditalien, wo er im folgenden Jahre starb. — In Deutschland erwarteten den Raiser neue 
Rümpfe,' denn ein neuer Gegenkaiser war gewählt worden. Später erhoben selbst seine Söhne 
die Masten gegen ihn. Ehe der Rampf entschieden war, starb Heinrich IV., 56 Jahre alt. 
Da er bis an seinen Tod im Banne gewesen war, blieb seine Leiche fünf Jahre an unge- 
weihter Stätte. Später erfolgte die Beisetzung im Dome zu Speyer. 
IV. Friedrich I. 1152—1190. 
1. Hohenstaufen und Welfen. Nach dem Aussterben des fränkischen Herrscherhauses 
wurde Herzog Lothar von Sachsen deutscher Raiser. Dieser vermählte seine einzige Tochter 
mit dem Herzog Heinrich dem Stolzen von Bayern, der dem Fürstenhause der Welfen angehörte. 
Später gab er ihm auch sein eigenes Stammland Sachsen. Im Bunde mit Heinrich machte Raiser 
Lothar zwei Brüdern aus dem Fürstengeschlechte der Hohenstaufen, Friedrich und Ronrad, große 
Landgebiete streitig, die sie von dem erloschenen fränkischen Raiserhause geerbt hatten. Damit 
begann ein langer, verderblicher Rampf zwischen den mächtigen Fürstenfamilien der Hohenstaufen 
und der Welfen. — Raiser Lothar gab im Jahre 1134 die Nordmark (die heutige Alt- 
mark) Albrecht demBären aus dem hauseAnhalt. Dieser vergrößerte sein Gebiet 
durch Eroberungen auf dem rechten Elbufer und nannte sich „Markgraf 
Brandenburg" (vgl. 5. 44, 1). 
2. Friedrich Barbarossa. Als Lothar starb, kam die Kaiserkrone an das Haus der 
Hohenstaufen. Der zweite Kaiser aus diesem Geschlechte war Friedrich I. Unter ihm er¬ 
reichte das Reich seinen höchsten Glanz. Er war ein ritterlicher Herr von mittlerer Größe 
mit blauen Augen und blondem Haupthaar. Wegen seines rötlichen Bartes nannten ihn 
die Italiener Barbarossa, d. i. Rotbart. Nachdem er in Aachen gekrönt worden war, unter¬ 
nahm er einen Umritt (Königsritt) durch das ganze Reich und stellte überall den Land¬ 
frieden her. 
3. Heinrich der Löwe. In dem Kampfe zwischen Hohenstaufen und Welfen hatte 
das welfische Haus Bayern verloren. Friedrich wollte dem langen Streite ein Ende machen. 
Er gab deshalb dem Sohne Heinrichs des Stolzen, dem jungen Heinrich dem Löwen, 
Bayern wieder zurück. Dieser hielt nun in seiner Hauptstadt Braunschweig prächtig Hof.
	        
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