Full text: Realienbuch (Teil 21)

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I. Geschichte. 
3. auf öcr UlttDCffUät. 3m 3ahre 1501 ging Luther auf die Universität 
zu Erfurt. Nach dem Wunsche seines Vaters wollte er Nechtsgelehrter werden. Gott 
hatte es aber anders mit ihm beschlossen. Einer seiner Freunde wurde plötzlich vom 
Code ereilt. Darauf verfiel er selbst in eine schwere Krankheit. Als dann noch bei 
einem schweren Gewitter der Blitz nahe bei ihm einschlug, ließ ihm die Angst um die 
Seligkeit keine Nuhe mehr. Er beschloß, in einem Kloster als Mönch den Frieden seiner 
Seele zu suchen. 
4. Lukhe? im KlSster. Gegen den willen seines Vaters trat Luther in das Kloster 
der Augustinermönche zu Erfurt ein. Er geißelte sich, fastete, verrichtete die niedersten 
Dienste und zog, um für sein Kloster Gaben zu sammeln, mit dem Bettelsack auf der 
Schulter durch die Straßen der Stadt. Uber auch durch die strengsten Bußübungen fand 
er den ersehnten Frieden nicht. Da soll ihn ein alter Mönch auf das Bibelwort auf¬ 
merksam gemacht haben: „So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne 
des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben." Luther forschte weiter in der heiligen 
Schrift. Bald erkannte er, daß man unter Buße nicht äußerliche Übungen, sondern 
„Sinnesänderung" zu verstehen habe, und daß nur der Glaube vor Gott gerecht mache. 
So fand Luther durch die heilige Schrift den Seelenfrieden wieder. — ctls der Kurfürst 
von Sachsen Lehrer für die Universität Wittenberg suchte, die nicht lange vorher er¬ 
richtet worden war, wurde ihm der junge Mönch von dem Vorsteher der Augustiner- 
klöster dringend empfohlen. So kam Luther nach Wittenberg. 
5. Luthers lvüken in ril'ittsnherg. 3n Wittenberg unterrichtete Luther die 
Studenten zunächst in der Weltweisheit. Später begann er auch die heilige Schrift aus¬ 
zulegen. 3m Aufträge seines Ordens machte er auch eine Keife nach Korn. Mit An¬ 
dacht und Ehrfurcht begrüßte und betrat er die „heilige Stadt". Entsetzt war er aber 
über das weltliche Treiben der römischen Geistlichen. Nach seiner Kückkehr wurde er 
in Wittenberg Doktor der Theologie (Gottesgelehrtheit) und Prediger an der Stadtkirche. 
6. Der Beginn de? Refsrmatisn. Der damalige kunstliebende Papst Leo X. 
wollte die Peterskirche in Korn umbauen und brauchte dazu große Geldsummen. Um 
sie zusammenzubringen, verkündigte er einen Ablaß, d. h. einen Nachlaß zeitlicher Sünden¬ 
strafen. Allen Thristen sollte er zuteil werden, die zum Kirchenbau beisteuerten. Bald 
kam einer der Ablaßprediger, der Dominikanermönch Tetzel, in die Gegend von Witten¬ 
berg. Sogleich merkte Luther den Einfluß des Ablasses bei seinen Gemeindemitgliedern. 
Sie hielten es nicht mehr für nötig, Buße zu tun, sondern beriefen sich auf ihre Abla߬ 
zettel. Da schrieb Luther in lateinischer Sprache 95 Sätze gegen den Ablaß und schlug 
sie am 51. Oktober 1517 an die Tür der Schloßkirche an. Dieses Ereignis war der 
Anfang der Keformation. 
3n wenigen Wochen waren Luthers Sätze in ganz Deutschland verbreitet, und es 
entstand ein heftiger Streit für und wider den Ablaß. Schließlich forderte der Papst 
den Kurfürsten von Sachsen auf, Luther an ihn auszuliefern. Als dieses verlangen ab¬ 
gelehnt wurde, beauftragte der Papst den Kardinal Kajetan, den Zwiespalt beizulegen. 
Bei einer Unterredung in Augsburg stützte sich Luther Kajetan gegenüber auf die heilige 
Schrift. Er widerrief nicht und entfloh in der Uacht aus der Stadt, weil er fürchtete, 
gefangen gesetzt zu werden. 
Ein zweiter päpstlicher Unterhändler, der gewandte Kammerherr Miltitz, stellte 
Luther in einer Zusannnenkunft in Altenburg vor, welche unheilvolle Spaltung durch
	        
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