Full text: Realienbuch (Teil 2)

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Naturlehre. 
IV 
Zig. 1. 
Den Schwerpunkt eines Körpers, z. V. einer Pappscheibe von beliebiger Ge¬ 
stalt, kann man folgendermaßen finden. Man hängt die Scheibe (Fig. 1) in irgend¬ 
einem Punkte (Ä) an einem Faden auf. Sobald sie zur Ruhe gekommen ist, be¬ 
zeichnet man die Verlängerung des (lotrechten) Fadens durch einen Strich 
(AC). Dann hängt man die Scheibe in einem beliebigen andern Punkte 
(B) auf und verfährt ebenso. vieLinien^IvundRO schneiden sich impunkte 
S. hängenwir die Scheibe in diesem Punkte auf, oder unterstützen wir siedort, 
so befindet sie sich im Gleichgewicht. S ist also der Schwerpunkt der Scheibe. 
b) wenn wir einen Berg hinaufsteigen oder eine Last auf dem 
Rücken tragen, neigen wir den Körper nach vorn. Ein wagen, der an 
einem Bergabhange entlang fährt, also schief steht, fällt leicht um. 
wenn wir uns seitwärts mit dem linken Beine dicht an die wand stellen, können wir 
das rechte nicht heben. Diese und ähnliche Tatsachen soll uns ein versuch erklären, 
wir nehmen ein starkes Brett und bestimmen seinen Schwerpunkt. Vas Brett stellen 
wir auf den Tisch: es steht fest. Dann rücken wir es ein Stück über die Tischkante 
hinaus: es steht noch immer fest; denn die Holzmasse, die 
unterstützt wird, ist größer als die nicht unterstützte. Nun 
rücken wir es so weit nach außen, daß sein Schwerpunkt 
gerade über der Tischkante liegt: es steht eben noch (warum?), 
wenn wir das Brett aber so weit über die Tischkante schieben, 
daß sein Schwerpunkt nicht mehr über der Unterstützungsfläche 
liegt, dann stürzt es zu Bodens denn der nicht unterstützte Teil 
hat das Übergewicht. Genau so ist es mit allen andern Körpern: 
sie stehen fest, solange ihr Schwerpunkt senkrecht 
über ihr er Unterstützungsfläche liegt (Fig. 2). —warum 
macht man den Fuß der Lampen breit und schwer? warum 
turnen wir am Schwebebaum mit seitwärts ausgestreckten Armen? warum ist der 
Gang der Enten „watschelnd"? 
3. Beharrung, a) Stillstehendewagen oder Eisenbahnzüge, ruhende Windmühlen¬ 
flügel, Wasserräder u. dgl. kommen nicht von selbst in Bewegung: sie müssen erst durch die 
Kraft der Zugtiere, des Dampfes, des Windes, des Wassers usw. dazu veranlaßt werden, 
wird ein wagen, in dem wir sitzen, plötzlich angezogen, so neigen wir uns unwillkürlich 
nach hinten, wenn wir eine mit Wasser gefüllte, ruhig stehende Schale von ihrem Platze 
schnell fortschieben, läuft das Wasser nach der entgegengesetzten Seite über. Es hat gleich¬ 
sam das Bestreben da zu bleiben, wo es ist. Ähnlich ist es bei allen Körpern: sie be¬ 
harren so lange in Ruhe, bis sie durch eine Kr äst in Bewegung gesetzt werden. 
b) Laufen wir schnell, so können wir nicht plötzlich stehen bleiben. Werden 
wir aufgehalten, z. B. dadurch, daß wir an einen Stein stoßen, dann fallen wir nach 
vorn: wir stolpern, wenn der wagen, in dem wir fahren, plötzlich stillhält, neigen 
wir uns nach der Fahrrichtung. Bewegen wir eine mit Wasser gefüllte Schale erst 
langsam, dann immer schneller nach einer Richtung, und halten wir die Schale 
plötzlich an, so fließt das Wasser auf der Seite über, nach der die Schale bewegt 
wurde. Diese und ähnliche Beobachtungen (Beispiele!) lehren, daß ein Körper in 
der Richtung beharrt, in der er sich bewegt. — warum wird ein auf dem 
Stiele lose sitzender Hammer befestigt, wenn man mit dem Stiele gegen den Fu߬ 
boden stößt? warum zerreißen beim plötzlichen Anziehen der Pferde die Stränge 
leicht? warum darf man von einem wagen nur in der Fahrrichtung abspringen?
	        
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