Full text: Realienbuch (Teil 2)

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Geschichte. 
I 
und Hohenstaufen (Waiblingen) entbrannte von neuem. Die kleinen Vasallen fielen jedoch 
bald von Heinrich ab, so daß er sich dem Kaiser unterwerfen mußte. Friedrich begnadigte 
ihn und gab ihm Braunschweig und Lüneburg zurück. Er zwang ihn aber, auf drei 
Jahre in die Verbannung zu gehen. Das kaiserliche Knsehen war damit im Reiche wieder¬ 
hergestellt. Rber es war ein schwerer Schaden für Deutschland, daß Sachsen nicht mehr 
bestand. Denn nun gab es keinen mächtigen Grenzfürsten mehr, der das Reich gegen die 
Dänen schützte und die östlichen Slawenländer deutsch und christlich machte. 
8. Das Reichsfest zu Mainz. Ms der Kaiser auf der höhe seiner Macht stand, wurde 
in Mainz ein glänzendes Fest gefeiert. Friedrich wollte dabei seine beiden ältesten Söhne wehr¬ 
haft machen. Zu Pfingsten strömten weltliche und geistliche Fürsten, über 40 000 Kitter, 
fremde Gesandte, fahrende Sänger und unzähliges Volk zusammen, um dem Kaiser zu huldigen. 
Kn den Ufern des Kheinstromes erhoben sich Tausende von Zelten; denn die Stadt Mainz konnte 
die Zahl der Gäste bei weitem nicht fassen. Der Kaiser, der schon über 60 Jahre alt war, 
beteiligte sich selbst noch an den ritterlichen Spielen. Fünf blühende Söhne umgaben ihn. 
Der älteste von ihnen war schon zu seinem Nachfolger gewählt und gekrönt. Noch lange 
wurde dieses große Fest in Liedern besungen. — Bald darauf unternahm Friedrich seinen 
letzten (den sechsten) Zug nach Italien. In Mailand, wo er diesmal glänzend aufgenommen 
wurde, vermählte er seinen Sohn Heinrich mit der Trbin des normannischen Reiches in Süd- 
italien. Diese Ehe sollte die Ursache zum Untergange des hohenstaufischen Kaiserhauses werden. 
9. Friedrichs Tod. Der Sultan Saladin hatte die Stadt Jerusalem erobert, nachdem 
sie 87 Jahre in den Händen der Christen gewesen war (5.32,5). Die Runde davon erregte 
im Rbendlande überall Bestürzung. Cs wurde beschlossen, zur Befreiung Jerusalems einen 
Rreuzzug zu unternehmen. Kaiser Friedrich zog mit nach dem heiligen Lande, obwohl er 
fast 70 Jahre alt war. Die umsichtigsten Vorbereitungen wurden getroffen. Mit einem 
auserlesenen Ritterheere zog Friedrich von Regensburg die Donau abwärts durch das ost- 
römische Reich nach Kleinasien. Wohl mußte das Heer große Anstrengungen, sowie Hunger 
und Durst erdulden (Gedicht: Schwäbische Kunde); doch gelang es dem Kaiser, seine Krieger 
ohne erhebliche Verluste bis an die Grenze des heiligen Landes zu führen. Da wurde 
aber das Kreuzheer von einem schweren Unglück betroffen. Friedrich war dem Zuge vor¬ 
ausgeeilt, um sich in den kühlen Ivellen eines Flusses durch ein Bad zu erfrischen. Im 
Wasser jedoch verließ ihn die Kraft, und er sank unter. Seine Begleiter zogen ihn mit 
Mühe wieder heraus, aber es war schon zu spät — der Kaiser war tot. Unendliche 
Trauer erhob sich im Heere, viele Teilnehmer des Zuges kehrten um, und das so glück¬ 
lich begonnene Unternehmen scheiterte. 
10. Friedrich II. Barbarossas Nachfolger Heinrich starb nach kurzer Regierung und 
hinterließ das Reich seinem unmündigen Sohne Friedrich II. Die deutschen Fürsten, die nicht 
von einem Kinde beherrscht sein wollten, schieden sich in zwei Parteien. Die eine erkor einen 
welfischen, die andre einen staufischen Kaiser. Wiederum entbrannte in Deutschland der Kampf 
zwischen Welfen und Waiblingen. Kls jedoch der junge Friedrich II. herangewachsen war, 
wurde er von den deutschen Fürsten auf den Thron erhoben. Don seiner Mutter hatte er 
auch Süditalien geerbt. Er war das Ebenbild seines Großvaters und wollte wie dieser ein Welt¬ 
beherrscher werden. In Palermo, wo er gewöhnlich wohnte, hielt er glänzend Hof. Dort 
sammelte er Gelehrte, Dichter und Künstler um sich. Nach Deutschland kam er nur dreimal 
auf kurze Zeit, hier hielt er sich am liebsten auf seiner Kaiserpfalz Tilleda am Kpsihäuser auf. 
11. Das Interregnum. Nach Friedrichs II. Tode entstand große Verwirrung im 
Reiche. Für Deutschland kam die ,,kaiserlose, die schreckliche Zeit". Ausländische Fürsten, 
die das Reich kaum betraten, nahmen die Kaiserwürde an. Die Großen des Reiches be¬ 
kriegten sich, der niedere Adel plünderte und verheerte in fortwährenden Fehden das Land
	        
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