I Geschichte. 37
versehen war. Sie diente den Männern zum Aufenthalte. In ihr bewirtete man auch
die Gäste und feierte fröhliche Gelage. Über der Halle befanden sich die Kemenaten,
d. h. die mit Kaminen versehenen Frauengemächer. Die Fenster waren klein und nur
durch Läden geschlossen. Kleine, runde, in Blei gefaßte Glasscheiben kamen erst im l 5. Jahr¬
hundert aus.
5. Ritterliches Leben. Befand sich der Kitter nicht auf einem Kriegszuge, so beschäf¬
tigte er sich mit Waffenübungen, oder er ging auf die Jagd. Buch die Edelfrau ritt mit dem
abgerichteten Falken auf der Faust zur Keiherbeize. Im Sommer sah der Burgherr nach seinen
Wiesen und Ackern, deren Bearbeitung seinen hörigen oblag. Er besuchte auch wohl seine
Nachbarn zu ritterlichem Waffenspiele und fröhlichem Gelage, wenn im Winter aber der
Verkehr durch große Schneefälle wochenlang gehemmt wurde, war das Leben auf den unzu¬
gänglichen Burgen, um deren Mauern die Stürme brausten, oft recht unbehaglich und einsam.
Für den Kampf war der Kitter von Kopf bis zu Fuß schwer gerüstet. Der Schuppen-
und Kettenpanzer, den man anfänglich trug, wich im 12. Iahrhundert der Küstung aus Tisen-
platten. Der Helm, der prächtig mit Straußenfedern geschmückt war, konnte so dicht geschlossen
werden, daß nur eine schmale Gffnung für die Augen verblieb. Der eiserne Schild war ge¬
wöhnlich mit der Gestalt eines Tieres bemalt, so daß der gerüstete Kitter für seine Freunde
zu erkennen war. Aus diesen Abzeichen, die sich bald vom Vater auf den Sohn vererbten,
sind die Wappen entstanden. Als Waffe diente die mit eiserner Spitze versehene Lanze und
das zweihändige Schwert. Da die Küstung sehr schwer war, mußte der Kitter immer zwei