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stiegen. Die Unterwelt beherrschte Hades (Pluto), ebenfalls ein Bruder des Zeus. 
Alle übrigen Götter waren Söhne oder Töchter des Zeus: Pällas Athene 
(Minerva), die Erfinderin der Künste und Wissenschaften, Apollo (Phöbus), der 
Sonnengott und Gott des Gesanges, Artemis (Diäna), die Göttin des Mondes 
und der Jagd, Hephästus (Vulkan), der hinkende Götterschmied, dessen Werk¬ 
stätte im Ätna war, Ares (Mars), der Gott des Krieges, Aphrodite (Venus), 
die Göttin der Schönheit, Demöter (Ceres), die Göttin der Erde, und Hermes 
(Merkur), der Götterbote. 
2. Im Facies. Ein weites Tor gleich unter der Erde, wo das Licht auf¬ 
hört, führt in das finstere Reich des Hades. Am Eingänge hält der dreiköpfige 
Hund Cerberus Wache, damit keine der Seelen aus dem Hades entweiche. Nun 
erscheint der Fährmann Chäron mit einem Nachen und setzt die Seele über das 
schwarze Gewässer des Styx. Dann spricht der Totenrichter das Urteil. Die 
Guten gehen nach rechts, trinken aus dem silberklaren Lethestrom Vergessen ihrer 
Erdenleiden und wandern als wesenlose Schatten in das Elysium. Hier herrsch: 
ewiger Frühling, und die Erde trägt dreimal Früchte. Die Bösen wandern 
dagegen nach links in den tiefen Tartarus, den ein glühender Feuerstrom um- 
g:bt. Von den Erinnyen (Rachegöttinnen) gepeinigt, haben sie ein Leben voller 
Qual. So steht hier z. B. der von furchtbarem Hunger und Durst geplagte 
Tantalus bis an das Kinn im Wasser. Aber sobald er sich zum Wasser bückt, 
entweicht es. Über sich sieht er Zweige mit den köstlichsten Früchten. Will er 
sie aber ergreifen, so schnellt ein Wind die Zweige empor. Ein anderer, Sisy- 
phus, muß zur Strafe einen schweren Stein auf einen Berg wälzen. Aber kaum 
hat er den Stein oben, so rollt dieser mit Donnergepolter wieder hinab, und 
Sisyphus muß seine Arbeit von neuem beginnen. In langer Reihe stehen hier 
auch die Danaiden, die 49 Töchter des Königs Dänaus. Sie alle haben in einer 
Nacht Ihre Gatten ermordet. Zur Strafe dafür sollen sie ein durchlöchertes Faß 
mit einem Siebe voll Wasser füllen. Aber das Faß wird nie voll. 
3. Tempel. Opter. Orakel. Die Griechen bauten ihren Göttern pracht¬ 
volle Tempel und opferten ihnen Früchte und Tiere. Sie glaubten noch, daß 
ihnen die Götter auf geheimnisvolle Weise ihren Willen offenbarten. Um diesen 
zu erfahren, wandte man sich an das Orakel. Ein solches befand sich in 
Delphi. Dort war dem Gotte Apollo ein prachtvoller Tempel errichtet. Über 
einer Erdspalte, aus der betäubende Dämpfe aufstiegen, stand hier ein goldener 
Dreifuß. Auf diesem saß die Priesterin und gab denen Antwort, die den Gott 
um die Zukunft befragten. Dieser Antwort schenkte man festen Glauben; sie war 
auch stets so zweideutig, daß sie immer in Erfüllung gehen mußte (Krösus), 
wenigstens wußten sie die Priester so zu deuten. 
2. Herkules. (Sage.) 
1. Jugend. Herkules war der Sohn des Zeus und der Königin Alkmßne von 
Theben. Die Göttin Hera haßte den schönen Knaben und schickte, als er in einem Schilde 
schlief, zwei Schlangen, die ihn töten sollten. Er aber packte mit jeder Hand eine Schlange 
am Genick und erstickte sie mit kräftigem Druck. 
2. Hm Scheidewege. Als Jüngling kam Herkules einmal an einen Scheideweg. Da 
traten zwei Frauengestalten auf ihn zu und boten sich ihm als Führer an. „Wer bist 
du?" redete Herkules die erste an. „Meine Freunde," antwortete sie, „nennen mich das
	        
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