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Bald mußten sie weichen, und die meisten von ihnen wurden erschlagen. Wer 
fliehen wollte, den töteten die Weiber, die, in schwarze Kleider gehüllt, auf der 
Wagenburg hinter den Käinvfern saßen. Als sie den Untergang ihrer Männer 
vor Angen sahen, warfen sie ihre Kinder zur Erde, ließen sie von den Hufen 
der Tiere und den Wagenrädern zermalmen und gaben sich dann selbst den Tod. 
L. Hermann, der Lekreier der veullcken. 9 n. Chr. 
1. Kampfe cler Körner (^älar, vrulus uncl tiberius gegen veutlck- 
v.Cbr.^"^' Bereits 50 v. Chr. hatte der römische Feldherr Julius Cäsar Gallien 
bis an den Rhein erobert. Kaiser Augustus wollte nun auch noch ganz Deutsch¬ 
land unterwerfen. 
Das Römische Reich war damals das größte Weltreich und hatte eine riesenhafte 
Ausdehnung Es gehörten dazu Italien, Spamen und Portugal, Frankreich, England, 
die Schwerz, Griechenland, Kleinasien, Palästina, Ägypten und Nordafrika. 
Zuerst schickte Augustus seme beiden Stiefsöhne, Drusus und Tiberius, 
nach Deutschland. Diese eroberten den südlichen Teil des Landes bis zur Donau. 
Am Lech gründeten sie Augsburg. Während nun Tiberius an der Donau blieb, 
ließ Drusus 50 Burgen (Cöln, Koblenz, Trier. Straßburg, Worms usw.) am 
Rhein anlegen und unternahm von hier aus vier Heereszüge nach Deutschland. 
Zuletzt drang er bis zur Elbe vor. 
Hier stellte sich ihm — wie die Sage berichtet — ein riesenhaftes Zauberweib ent¬ 
gegen und svrach drohend zu ihm: „Wohin, unersättlicher Drusus? Es ist dir nicht 
beschreden, alle diese Länder zu schauen, kehre um, du stehst am Ziele deines Lebens!" 
Erschreckt kehrte Drusus um; berm Übergang über die Saale stürzte er mit dem Pferde, 
brach ein Bern und starb bald darauf (Gedicht: Drusus' Tod.) 
Hierauf setzte sein Bruder Tiberius das Werk fort und unterjochte durch 
List und Verrat alle deutschen Völker zwischen Rhein und Elbe. Überall suchten 
nun die Römer römischen Götterdienst, römisches Recht und römische Sitten ein- 
znführen. Viele Deutsche traten in römische Kriegsdienste, und die Söhne der 
Edeln wurden nach Rom geschickt, um dort erzogen zu werden. 
2. 'Varus. Im Jahre 6 n. Chr schickte der Kaiser Augustus seinen Feldherrn 
Varus als Statthalter nach Deutschland. Dieser errichtete an der Weser ein festes 
Lager und behandelte ganz Norddeutschland wie eine römische Provinz. Er hob 
die alten Schiedsgerichte auf und setzte römische Richter ein, die in ihrer Sprache 
und nach ihrem Gesetz das deutsche Volk richteten. Auch legte er den freien 
Männern, die bis dahin von allen Abgaben frei waren, Steuern auf. Wenn er 
durch das Land zog, ließ er nach römischer Weise Beile und Rutenbündel vor sich 
hertragen, zum Zeichen, daß er Macht über Leben und Tod habe. Ja es kam vor, 
daß freie Deutsche mit Ruten gepeitscht oder wohl gar mit dem Henkerbeile hin¬ 
gerichtet wurden, während die Todesstrafe bei ihnen sonst nur auf Landesverrat und 
auf Feigheit im Kriege festgesetzt war. Das alles erfüllte die Deutschen mit Ingrimm. 
3. I)erniann. Bald kam dem bedrängten Lande der Retter; das war 
Hermann, der Sohn eines Cheruskerfürsten. Die Cherusker, d. h. Schwert¬ 
männer, wohnten zwischen Weser und Aller. Hermann hatte die Römer häufig 
auf ihren Kriegszügen begleitet, und es war ihm nicht nur das römische Bürger¬ 
recht, sondern auch der Rang eines römischen Ritters verliehen worden. Mit 
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