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c) Der Sauerstoff hat große Neigung, sich mit anderen Körpern zu ver¬ 
binden. Laß blankes Eisen längere Zeit in feuchter Luft liegen! Es überzieht 
sich bald mit Rost. Der in der Lust enthaltene Sauerstoff hat sich unter Zusatz 
von etwas Wasser mit dem Eisen verbunden und so den Rost gebildet. Auch 
mit Kupfer geht der Sauerstoff in feuchter Luft leicht eine Verbindung ein, 
wobei sich das Kupfer mit einem grünlichen Überzüge — gewöhnlich Grünspan 
genannt — überzieht. Dieser Grünspan entsteht in ähnlicher Weise wie der 
Eisenrost, nur daß sich hier der Sauerstoff der Luft, unter Hinzutritt von etwas 
Wasser und Kohlensäure, nicht mit Eisen, sondern mit Kupfer verbindet. (§ 92.) 
Die Verbindungen der Körper mit Sauerstoff nennt man Oxyde. Weil sie oft 
„saure" Eigenschaften haben, nennt man den Sauerstoff auch Oxygen, d. i. 
Säurebildner. Der Vorgang der Vereinigung mit Sauerstoff heißt Oxydation 
oder Verbrennung. 
6) Manche Speisen und Getränke werden sauer, wenn sie längere Zeit mit 
der Luft in Berührung stehen. Daher überzieht man eingemachte Früchte wohl 
mit einer Zuckerschicht oder verwahrt sie in festverschlossenen Büchsen. Warum 
müssen Bier- und Weinflaschen fest zugekorkt werden? Über die Bedeutung des 
Sauerstoffes beim Atmen s. Naturgesch. S. 166! 
8. Der Stickstoff kommt in der Luft stets mit Sauerstoff vermengt vor. 
Um Stickstoff vom Sauerstoffe zu scheiden, stellen wir einen Kerzenhalter mit 
brennender Kerze in eine halb mit Wasser gefüllte Waschschüssel und stülpen 
ein leeres großes Glas über das Licht. Langsam erlischt dieses, und bald steigt 
das Wasser in dem Glase; nach längerer Zeit nimmt es ungefähr den fünften 
Teil ein. Hebt man jetzt das Glas vorsichtig ab und stülpt es über eine zweite 
brennende Kerze, so erlischt diese fast sofort. Durch die Flamme ist nämlich der 
Sauerstoff im Glase verzehrt worden, der Stickstoff aber zurückgeblieben. Da 
bei diesem Versuche etwa 7ß der Luft unter dem Glase verschwindet, so schließt 
man, daß die Luft zu 1/6 aus Sauerstoff und zu Vs aus Stickstoff besteht. Den 
Namen Stickstoff trägt diese Luft, weil sie, ohne Sauerstoff eingeatmet, den 
Erstickungstod herbeiführen würde. Anderseits ist aber auch der Stickstoff zu 
unserem Leben unentbehrlich; denn wie das Licht in reinem Sauerstoffe schneller 
verbrennt als in der atmosphärischen Luft, so würde unser Leben, falls wir den 
Sauerstoff ohne Stickstoff atmen müßten, in kurzer Zeit vernichtet sein. Der 
Stickstoff dient also gleichsam zur Verdünnung des Sauerstoffs und macht diesen 
für uns zum Atmen erst brauchbar. Er kommt auch im Tier- und Pflanzen¬ 
reiche sehr häufig vor, namentlich in Eiweißstoffen (Fleisch, Eier, Käse, Kleber). 
9. Ammoniak. Wenn stickstoffhaltige Körper in Fäulnis übergehen, so tritt der 
Stickstoff mit dem Wasserstoffe in Verbindung und bildet das Ammoniak, ein farbloses 
Gas von stechendem Gerüche. Aus der Luft gelangt es durch den Regen zur Erde und 
bildet, >vie das in der Erde entstandene, mit Säuren verbunden, Ainmoniaksalze. Ver¬ 
bindet es sich mit Salzsäure, so entsteht Salmiak (--- Salz des Ammoniaks). Löst man 
Ammoniak in Wasser auf, so erhält man Salmiakgeist. Taucht man Lackmuspapier, das 
von einer Säure gerötet ist (§ 16), in Saliniakgeist, so wird es wieder blau. Salmiak¬ 
geist hebt also die Wirkung der Säure auf. Er beseitigt deshalb auch die Flecke, die 
durch Säuren entstanden sind. Betupft man Bienen- und Mückenstiche mit Salmiak¬ 
geist, so wird der Schmerz gelindert; denn auch hier beseitigt er die Säure, die durch den 
Stich in die Wunde gekommen ist.
	        
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