190 Chemie und Mineralogie. 
65339. Zuckerfabrikation. Der Zucker wird aus dem Zuckerrohre und 
den Zuckerrüben gewonnen. Zuckerbereitung aus Rüben: Die Rüben' werden 
gewaschen, durch Maschinen zerrieben oder in kleine Schnitzel zerschnitten, da⸗ 
mit die inneren Zellhäute, die den Saft einschließen, zerrissen werden. Darauf 
wird der Saft ausgepreßt oder ausgeschleudett. Der flüssige, süße Saft wird 
nun durch hohe Behälter geleitet, die mit Knochenkohlen angefüllt sind. Die 
Kohle entzieht dem Saft die Farbe. Der gereinigte Saft kommt dann in die 
Siedepfannen und wird zum Sieden gebracht, wodurch das Wasser verschwindet 
und der Saft immer dicker wird. Schließlich läßt inan den dicken Saft in 
flache Behälter abfließen und rührt beständig üm. Er verwandelt sich in gelben 
Zucker (Moskovade). In den Zucker-Raffinerien wird er noch einmal gerei⸗— 
nigt und zu Hutzucker umgewandelt. 
8 90. Die Bierbereitung. Zur Bierbereitung gebraucht man Malz, 
Hopfen und Hefe. Das Malz ist gekeimte und gelrocknete Gerste. Der 
Hopfen enthält die Fruchtzapfen der Hopfenpflanze. Die Hefe ist ebenfalls 
ein Pflanzengebilde, der sogenannte Hefenpilz; sie bildet sich überall, wo 
Flüssigkeiten in Gärung übergehen. Das Malz wird geschrotet, mit heißem 
Wasser übergossen und einige Zeit an einem warmen Orte stehen gelassen; man 
erhält eine süße Flüssigkeit, Bierwürze. Dieselbe wird geseiht, mit etwas 
Hopfen versetzt und in einer Braupfanne gesotten, bis sie klar und durchsichtig 
ist. Dann läßt man sie bis auf 300 0. abkühlen und bringt Bierhefe dazu. 
Die Flüssigkeit fängt an zu schäumen und treibt Blasen; sie geht in Gärung 
über. Nach einigen Tagen wird sie wieder klar. Nun kann sie in Fässer oder 
Flaschen gefüllt werden. Kühlt man die mit Hefe versehene Bierwürze 
bis auf — 1009 0. ab, ehe man Hefe zusetzt, und läßt dieselbe in kühlen 
Kellern stehen, so findet eine sehr langsame Gärung statt, die erst in Monaten 
beendigt ist. Die Hefe setzt sich dabei am Boden ab. Die ersie Art wendet 
man beim einfachen Bier, die zweite beim bayrischen oder Lagerbier an. Gutes, 
einfaches Bier ist ein erfrischendes Getränk; denn es enthält viel Kohlensäure, 
die beim Offnen der Flasche zum Teil entweicht. 
8 91. Die Branntweinbereitung. Zur Branntweinbrennerei können 
alle stärkehaltigen Stoffe benutzt werden. Gewöhnlich verwendet man Kar— 
toffeln oder Roggen dazu. Man unterscheidet folgende Thätigkeiten: das 
Maischen, die Gärung und die Destillation. Die Kartoffeln werden in 
einem Kessel gedämpft, grob zerstampft und mit heißem Wasser übergossen; 
dem erhaltenen Brei setzt man etwas Gerstenmalz zu und erhält ihn einige 
Tage bei einer Temperatur von - 7090. Durch das Malz der Gerste wird 
auch die Stärke der Kartoffel in Zucker umgewandelt, und man erhält eine 
süße Flüssigkeit Maische). Dann wird die Maische abgekühlt und mit Hese 
versetzt. Durch die nun erfolgende Gärung verwandelt sich der Zucker in 
Kohlensäure, die in Blasen entweicht, und in Alkohol, welcher der Flüssigkeit 
einen branntweinartigen Geschmack giebt. Hierauf bringt man die Flüssigkeit 
in Destillierblasen aus Kupfer und erhitzt sie; der Alkohol verdampft und wird 
in Behälter geleitet, die beständig abgekühlt werden. In diesen verdichten sich 
die Dämpfe und geben einen mit Wasser vermischten Alkohol. Die festen Be— 
standteile der Maische bleiben als Schlempe zurück (Mastfutter). Auf ähnliche 
Weise gewinnt man aus dem Zuckerrohr den Rum, aus dem Reis den Arrak. 
8 92. Essigfabrikation. Läßt man Bier in einem offenen Gefäße 
längere Zeit an einem warmen Orte stehen, so wird dasselbe sauer und ver⸗ 
wandelt sich in Essig. Wie das Bier, so werden süße Pflanzensäfte, die Hefe 
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