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Hoher und niederer Adel.
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Ihr wisset, daß ursprünglich die teutsche Nation and
Freigebornen und Leibeigenen, aus Kriegern und Acker¬
leuten bestand. Den größten Theil des Volkes machten
anfangs die Krieger aus. Da aber nicht jeder Mensch
Lust Und Much zur Führung der Waffen hat, so verleg¬
ten sich, wie es scheint, in der Folge auch viele freie
Männer auf Künste, Gewerbe und Handlung. Andere
blieben aus ihren Gütern sitzen, vertrieben sich die Zeit
mit Jagen, Spielen, Trinken, oder gingen, wenn sie arm
waren, in die Dienste reicherer und mächtigerer Herren.
Aus diesen nun, aus den Herren,-denen sie nun dienten,
und aus den Kriegern, entstand der heutige teutsche Adel,
der sich früh schon in den hohen oder herrschenden, und
den niedern oder bienenden theilte.
Wie der hohe Adel sich aus königlichen Statthal¬
tern, Heerführern und Richtern allmählig zu Landesher¬
ren gestaltete, haben wir schon gesehen. Unter ihnen
standen eine Menge ehemals königlicher Offiziere, Lehcns-
lcute, und anderer Diener, die nun die Dieustmannschaft
der Herzoge, Markgrafen, Landgrafen ausmachten. Viele
freie Herren, die nicht wohl begütert waren, und die
da dachten, eine wohlbelohnte Unterwürfigkeit sey besser,
als eine dürftige Freiheit, bemühercn sich auch noch beson¬
ders um Dienststellen bei den Großen, wie wir sehen,
daß es auch noch heut zu Tage geschieht. Aus dieser
dienenden Classe teutscher Freigebornen entstand der nie¬
dere Adel, dessen Glieder anfangs viel geringer geschätzt
wurden, als die freigebornen Männer, die unabhängig
auf ihrer Gütern leoten. Nach und nach gelangten jene
aber zu eben so großem Ansehen, als diese; man machte