Das Wichtigste aus der organischen Chemie.
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oder solche Stoffe enthalten, tvelche leicht in Fäulnis übergehen, in Essig ver¬
wandelt, wenn man sie an der Lust stehen läßt.
Fabrikmäßig stellt man den Essig in großen Tonnen (Essigbildnern) dar Aus
dem Boden der'Tonnen sind Hobelspäne von Buchenholz ausgebreitet, die mit
starkem Essig befeuchtet sind. Im oberen Teil der Fäßer ist ein durchlöcherter
Boden; zwischen beiden Böden sind Strohhalme oder Bindfäden ausgespannt. Die
«feit, welche in Essig verwandelt werden soll (gewöhnlich Branntwein), wird aus
eren Boden gegossen und fließt allmählich an den Bindfäden hinab auf die Späne.
Auf diesem Wege kommt sie mit der Luft in Berührung, nimmt Sauerstoff auf und ver¬
wandelt sich in Essig. Damit ein beständiger Luftzug stattfindet, sind über dem untern
Boden ringsum in'die Wand Löcher gebohrt, durch welche kalte Luft zuströmt, und in
den oberen' Boden sind Glasröhren eingekittet, durch welche die warme Luft abströmt.
§ 93. Das Brotbacken. 1. Weißbrot. Man rührt Weizenmehl mit
Wasser zu einem Teige an und setzt etwas Hefe hinzu. Der Teig fängt im
Warmen bald an zu gären. Das Stärkemehl wird durch Einwirkung der Hefe
in Alkohol und Kohlensäure zersetzt, die zu entweichen streben und dabei die
zähe Teigmasse auseinander treiben und locker machen (Gehen des Teiges).
Im heißen Backofen verflüchtigen sich Kohlensäure und Alkohol nebst einem
Teil des Wassers, und das Gebäck bleibt auch nach dem Erkalten porös. Ist
die Ofenhitze zu gering oder der Teig zu wasserreich, so fallen die Wände der
Poren nach dem Entweichen der Kohlensäure wieder zusammen (das Gebäck ist
klantschig oder wasserstreifig\ 2. Schwarzbrot. Dem Teige wird gewöhn¬
lich Sauerteig zugesetzt. Bei der Gärung bilden sich auch Alkohol und Kohlen¬
säure, die beim Backen entweichen, zugleich aber auch etwas Essigsäure, die dem
Brote den säuerlichen Geschmack giebt. Beim Backen des Brotes wird ein Teil
der Stärke an der Oberfläche des Brotes geröstet und in Stärkegummi um*
gewandelt. Bestreicht man die Oberfläche des gebackenen Brotes mit Wasser
und setzt es noch einige Zeit in den Ofen, so löst das Wasser den Gummi
auf, und es bildet sich ein glänzender Überzug.
§ 94. Papierbereitung. Das Papier wird aus Lumpen bereitet. Die¬
selben werden in der Papiermühle sortiert und gereinigt, dann durch Walzen
zerkleinert und vermengt, so daß ein Brei entsteht, den man durch Chlorkalk
bleicht. Dieser Brei wird hierauf in feine Drahtsiebe geschöpft, das Wasser
läuft ab, und die Papiermasse bleibt am Boden zurück. Durch Pressen zwischen
Filzdeckeln wird das Wasser vollends entfernt. So verführt man bei der Hand¬
fabrikation. Gewöhnlich wird das Papier aber mit Maschinen dargestellt.
Auch verwendet man außer Leinwandlumpen allerlei andere Stoffe, die Pflanzen¬
fasern enthalten, zur Papierbereitnng, z. B. Stroh und Holz. Das Schreib¬
papier erhält nach dem Bleichen der Masse einen Zusatz von Leim.
Pergamentpapier erhält man, wenn man gewöhnliches Papier kurze Zeit in
Schwefelsäure taucht und dann in Wasser gut auswäscht und trocknet. Pergament
ist durchschimmernd und eignet sich^zu luftdichtem Verschluß von Gefäßen. Drückt man
Baumwolle in ein Gemenge von Salpeter- und Schwefelsäure, läßt sie etwa 5 Minuten
liegen und wäscht sie dann mit Wasser öfters aus und läßt sie trocknen, so erhält man
Schießbaumwolle. Schießbaumwolle ist leicht entzündlich und wird wie das Pulver
benutzt. Wird Schießbaumwolle in Äther aufgelöst, so erhält man Kollodium. Dasselbe
findet Anwendung in der Heilkunde und bei der Photographie.