72
Geschichte.
Deutsche an, welche Sümpfe austrockneten, Gewässer eindämmten und Städte
und Dörfer gründeten. Albrecht stiftete viele Klöster und rief Templer- und
Johanniterritter ins Land, die das Christentum unter den Wenden verbreiteten
und sie besseren Ackerbau und deutsche Sitte und Sprache lehrten.
2. Unter Albrechts Nachfolgern ist Otto IV. mit dem Pfeile zu nennen.
Er wollte Magdeburg strafen, weil man seinen Bruder nicht zum Erzbischof
gewählt hatte. Aber er wurde gefangen genommen und in einem Käfig öffent¬
lich zur Schau gestellt. Erst gegen hohes Lösegeld wurde er freigegeben. Bei
der Belagerung von Staßfurt traf ihn ein Pfeil, dessen Spitze er ein Jahr
im Kopfe herum tragen mußte. — Er erlebte aber noch die Freude, daß sein
Bruder Erzbischof von Magdeburg wurde.
3. Ihm folgte sein Neffe Waldemar. Er sorgte eifrig für des Landes
Wohl, führte daneben aber auch gewaltige Kriege. Einst verbanden sich alle
seine Feinde zu einem furchtbaren Bunde; doch vermochte er ihnen in der
Schlacht bei Gransee so glücklich zu widerstehen, daß er seine Besitzungen
behaupten konnte. Er starb 1319, erst 28 Jahre alt. Im nächsten Jahre er¬
losch das askanische Haus, und nun kamen schlimme Zeiten für Brandenburg.
0. Bayern (1324—1373). Kaiser Ludwig der Bayer, der einige Zeit
nach Kaiser Albrecht (s. § 10. 4) im Reiche herrschte, schenkte das herrenlose
Brandenburg seinem Sohne Ludwig. Kaiser Ludwig war nicht von allen
Fürsten anerkannt worden; einige derselben hatten Friedrich den Schönen
von Österreich gewählt. In den nun entstehenden Kriegen hatte auch Branden¬
burg schwer zu leiden. Der Papst, der sich auf die Seite der Österreicher
stellte, belegte das Land mit dem Interdikt (d. h. alle kirchlichen Handlungen
waren verboten). Gegen Ende seiner Regierungszeit machte sich der Kaiser
Ludwig durch seine Ländergier den Fürsten so verhaßt, daß sie ihm in dem
Böhmenkönig Karl IV. aus dem Hause der Luxemburger einen Gegenköuig
erwählten. In der Zeit der nun beginnenden Kämpfe starb Kaiser Ludwig aus
einer Bärenjagd. Sein Sohn, der Markgraf Ludwig, kümmerte sich wenig um
Brandenburg und kam nur in das Land, um Geld zu fordern, Darum war
er wenig beliebt, und groß war allerorten die Freude, als die Kunde erscholl,
Waldemar sei von einer heimlichen Pilgerfahrt ins Gelobte Land zurück¬
gekehrt. Biele Städte Brandenburgs fielen demselben zu, andere nannten ihn
mit dem Markgrafen Ludwig „den falschen Waldemar". Jetzt begannen nun
wieder Kriegsstürme in Brandenburg. Auch Kaiser Karl IV. erkannte in dem
Zurückgekehrten den rechten Markgrafen an. Aber wenige Jahre später er¬
klärte der schlaue Karl IV., da er mit Ludwig und dessen Freunden im Reiche
Frieden haben wollte, jenen Waldemar für einen Betrüger. — Bald darauf
trat Ludwig die Mark an seine Brüder Ludwig den Römer und Otto den
Faulen ab. Zu ihrer Zeit erließ Karl IV. ein Gesetz (genannt die „Goldene
Bulle") 1356, in welchem sieben Fürsten das Recht der Kaiserwahl zuge¬
sprochen wurde, die darum Kurfürsten hießen; zu ihnen gehörte auch der Mark¬
graf von Brandenburg. Der leichtsinnige und faule Ötto verkaufte nach des
Bruders Tode die Mark an Karl IV. und damit kamen
D. die Luxemburger in Brandenburg zur Regierung. Karl IV., der
sich um Deutschland so wenig kümmerte, daß man ihn des deutschen Reiches
Erzstiefvater nannte, sorgte für seine eigenen Länder (Böhmen, Schlesien und
Brandenburg) wie ein rechter Vater. Er stiftete 1348 in Prag die erste
deutsche Universität, unterstützte Ackerbau und Gewerbe und sorgte für gerechte
Verteilung der Abgaben. In der Mark folgte ihm sein Sohn Sigismund