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Geschichte.
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lung [Monjil] berief. Von derselben wurde ein neuer Papst gewählt. Weil
aber die beiden andern schon erwähnten ihr Amt nicht niederlegten, gab es
nunmehr drei Päpste. Durch ein zweites Konzil, das zu Konstanz abgehalten
wurde, kam es zwar dahin, daß fort¬
an nur ein Papst bestand; aber eine
Reformation der kirchlichen Zustände
brachte es nicht. Auch ein drittes
Konzil wurde vergeblich berufen,
und man gab die Hoffnung auf
eine Kirchenverbesserung fast ganz auf.
In Frankreich, England und Böhmen
hatten gläubige Männer dennoch ver¬
sucht, durch ihre Lehre eine Refor¬
mation herbeizuführen; aber es war
ihnen nicht gelungen. Der Böhme
Johann Hus (Bild 13) wurde vor das
Konzil nach Konstanz geladen und
dort als Ketzer ^Jrrlehrer^ verbrannt.
Was alle Welt für unmöglich hielt,
gelang endlich einem deutschen Manne:
4)r. Martin Luther (Bild 14).
2. Luthers Jugend. Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu
Eisleben geboren, wo fein Vater Bergmann war. Im Elternhause erhielt er
eine fromme, aber auch recht strenge Erziehung. In der Schule lernte er fleißig
und zeichnete sich bald vor seinen Mitschülern aus. Deshalb beschlossen seine
Eltern, aus ihm einen gelehrten Mann zu machen. Im Alter bou 14 Jahren
gaben siechn in eine lateinische Schule, erst nach Magdeburg, dann nach Eisenach.
Anfangs hatte er hier mit Not und Entbehrung zu kämpfen; denn seine Eltern
konnten ihm nicht viel zu seinem Unterhalt geben. Er mußte mit andern
„Kurrendeschülern" durch die Straßen ziehen und vor den Häusern wohlhabender
Leute fromme Lieder singen, um milde Gaben für seinen Unterhalt zu sam¬
meln. Weil er eine schöne Stimme hatte und andächtig sang, wurde eine vor¬
nehme Frau, namens Cotta, auf ihn aufmerksam und nahm ihn in ihr Haus.
Nun hatte seine Not ein Ende. Er konnte setzt auch ungestört lernen und
gehörte zu den tüchtigsten Schülern.
3. Luther auf der Hochschule und im Kloster. Als Luther 18 Jahr alt
war, bezog er die Universität zu Erfurt. Sein Vater war unterdessen wohl¬
habend geworden und wünschte, daß er die Rechte studieren sollte. Er fand
jedoch in der Bücherei der Universität eine Bibel und studierte so eifrig darin,
daß es ihn trieb, Geistlicher zu werden. Nicht lange danach verfiel er in eine
schwere Krankheit. Sein bester Freund wurde ihm durch ben Tod entrissen. Er
selbst war dem Tode nahe, indem ein Blitz dicht neben ihm einschlug. Da erwachte
in ihm die Angst darüber, wie er vor Gott bestehen könnte, wenn er plötzlich
sterben sollte. In der Angst um sein Seelenheil beschloß er, ins Kloster zu gehen,
13. Johann Hus.