IV 
Chemie und Mineralogie. 
123 
L. Gärung. 
I. Die geistige Gärung. 
Läßt man klaren Himbeersaft in einem unverschlossenen Gefäße längere Zeit 
stehen, so wird er trüb. Zahlreiche Gasbläschen steigen in ihm auf und bedecken 
seine Oberfläche mit Schaum. Nach beendeter „Gärung" hat er seinen süßen 
Geschmack verloren. Er schmeckt wie Wein. Betrachtet man einen Tropfen 
unter dem Mikroskope, so sieht man darin die Hefepilze. 
Eine Kochflasche wird zum Teil mit einer Zuckerlösung gefüllt. Darauf 
gießt man ein wenig Hefe hinzu und verschließt die Öffnung mit einem 
durchbohrten Korke, durch den eine gebogene Glasröhre geführt ist. Ihr stetes 
Ende leitet man in Kalkwasser. Sobald die Kochslasche mäßig erwärmt wird, 
schäumt die Flüssigkeit auf. Das Kalkwasser trübt sich. Es muß ihm also 
Kohlensäure zugeführt worden sein (S. 98). Nach beendeter Gasent¬ 
wicklung schmeckt die Lösung wie Weingeist oder Alkohol. Ihr Zucker ist 
also durch die Hefe in Kohlensäure und Alkohol zerlegt worden. Diesen Vor¬ 
gang nennt man geistige Gärung. In den Himbeersaft wurden die 
Gärungserreger durch die Luft getragen. 
Bei der geistigen Gärung wird Zucker durch Pilze in Alkohol und 
Kohlensäure zerlegt. 
II. Die Spiritusbrennerei. 
1. Im kleinen. Die bei dem letzten Versuche entstandene Flüssigkeit erhitzt 
man auf 80° 6. Die entweichenden Dämpfe werden in einer abgekühlten Vorlage 
verdichtet. Sie bilden einen farblosen, flüssigen Niederschlag, der mit bläulicher 
Flamme verbrennt. Das ist Spiritus. Er besteht aus Alkohol und Wasser. 
2. Im großen wird der Spiritus in Branntweinbrennereien in der Regel 
aus Kartoffeln gewonnen (Fig. 97). Die sorgfältig gewaschenen Knollen werden 
so stark gekocht, daß sie sich in 
einen Brei, die Maische, ver¬ 
wandeln. Ihr wird Gersten¬ 
malz, d. i. keimende Gerste, 
zugesetzt. In ihr entwickelt 
sich die Di äst äse, ein Stoff, 
der das Stärkemehl der 
Kartoffel in Zucker ver¬ 
wandelt. In großen Bot¬ 
tichen wird die verzuckerte 
Stärke mit Hefe vermischt. 
Sie bewirkt die Zersetzung 
des Zuckers in Alkohol'und 
Kohlensäure. Letztere ent¬ 
weicht und bildet dabei aus
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.