IV
Chemie und Mineralogie.
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Erdboden auf die reifen Trauben übertragen worden sind. Dadurch, daß die
Pilze sich rasch vermehren, wird der im Moste enthaltene Zucker in Kohlen¬
säure und Alkohol zerlegt. Kohlensäure steigt in Blasen an die Oberfläche
des Mostes und versetzt sie in wallende Bewegung. Man nennt den Vor¬
gang stürmische Gärung. Sobald sich die Hefe auf dem Boden des Gesäßes
niederschlägt, tritt die Klärung der Fllissigkeit ein. Sie wird nun in Fässern
einer stillen Gärung unterworfen. Der geklärte Wein muß dann lagern,
wodurch sein Geschmack und Geruch (Blume!) verbessert wird. Rotwein
entsteht, wenn man die roten und blauen Weinbeerschalen mit vergären läßt.
Champagner erhält man dadurch, daß man den noch nicht ausgegorenen
Wein mit einem Zuckerzusatz auf Flaschen zieht. Durch die Flaschengärung
entsteht Kohlensäure. Ihre Spannkraft treibt den Pfropfen aus und bewirkt
das Perlen des „Schaumweins". — Aus Äpfeln und Beerenobst gewinnt man
Obstwein.
V. Die Essigbereitung.
1. Im kleinen. Bier und Wein werden sauer, wenn man sie längere
Zeit in offenen Gefäßen aufbewahrt. (S. 87.) An ihrer Oberfläche bildet
sich eine dünne weiße Decke, eine Kolonie von Essigsäurepilzen. Unter ihrer
Mitwirkung verbindet sich der Alkohol
mit dem Sauerstoffe der Luft. Dadurch
entsteht Essigsäure. Sie bewirkt auch
das Sauerwerden der Mehlspeisen. In
ihnen verwandelt sich aber vorher die
Stärke in Zucker. Aus ihm bilden sich
Kohlensäure und Alkohol.
2. Im großen wird Essig aus Wein,
Bier oder Obst in 2m hohen Fässern her¬
gestellt (Fig. 98). Man füllt sie mit Buchen¬
spänen, die mit Essig getränkt sind. Auf
sie wird ein durchlöcherter Einsatz (6) gesetzt.
Durch seine Öffnungen tropft Wein, Bier
oder verdünnter Spiritus. Die Flüssigkeit
sickert von Span zu Span. Durch die
durchbohrten Dauben des Fasses strömt
fortgesetzt Luft hinzu. Der Alkohol kommt
mit den in ihr enthaltenen Essigpilzen in
Berührung und verbindet sich mit Sauer¬
stoff. Dadurch entsteht Essig. Er fließt
durch ein Rohr im Boden des Gefäßes ab.
, Welche giftigen Salze bildet die Essigsäure mit Kupfer und Blei? — (S. 117.)
Wie gewinnt man Holzessig? (S. 105.) Er wird zum „Schnellräuchcrn"
von Fleisch benutzt. Warum?