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Geschichte. 
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Spinner und Weber errichtete der König Spinnschulen. Um die Fabri¬ 
kation von Wollwaren zu fördern, führte er die Merinoschafe ein und verbot 
die Ausfuhr von einheimischer Wolle. In Magdeburg gründete er eine Stein¬ 
gutfabrik, und in Berlin richtete er eine Porzellan-Manufaktur ein, 
die bald mit der berühmten Porzellanfabrik in Meißen wetteiferte. Auf seine 
Anregung entstanden Fabriken zur Herstellung von Zucker, Papier, Seife, 
Farbstoffen und Bleistiften. Im Potsdamer Militärwaisenhause ließ er 
Spitzenklöppelei betreiben und sorgte dafür, daß dieselbe auch im Lande 
Verbreitung fand. — Für alle diese einheimischen Erzeugnisse suchte der 
König neue Absatzgebiete zu schaffen, indem er den Handel förderte und neue 
Handelswege anlegte. Netze und Brahe wurden durch den Bromberger 
Kanal, Havel und Elbe durch den Plaueschen Kanal, Havel und Oder 
durch den Finowkanal verbunden. Zur Hebung des Stettiner Handels ließ 
der König den Swinekanal bauen, und in Ostpreußen schuf er den Großen 
Friedrichsgraben und den Johannisburger Kanal. Durch den Erlaß 
einer „allgemeinen Postordnung" wurde das Postwesen neu geregelt. 
Zur Förderung des überseeischen Handels gründete Friedrich die „Königliche 
Seehandlungs - Gesellschaft". Sie sollte Seeschiffe unter preußischer 
Flagge nach ausländischen Häfen senden und Handelsgeschäfte nrachen. Der 
Gewinn sollte dann zu gemeinnützigen Zwecken verwandt werden. Während 
des Siebenjährigen Krieges ging jedoch der Seehandel sehr zurück, weil es an 
einer Kriegsflotte fehlte, um die preußischen Handelsschiffe gegen die Kriegs¬ 
schiffe der Schweden und Russen zu schützen. 
o) Sorge für das Wohl aller Stände. Der König verlangte, daß 
jeder in dem Stande bleiben sollte, in dem er geboren und erzogen war. Dem 
Adel hatte er viel zu verdanken; denn aus seinen Reihen gingen die Offiziere 
hervor, von denen viele für König und Vaterland den Heldentod gefunden 
hatten. Der König betrachtete den Adel als die sicherste Stütze seines Thrones. 
Für ihn waren die höchsten Stellen im Heere und in der Verwaltung des 
Staates bestimmt. Er allein sollte die Rittergüter besitzen. Um dies zu er¬ 
leichtern, richtete der König in den einzelnen Provinzen „Landschaften" 
ein, das sind Kassen, von denen die Gutsbesitzer gegen geringe Zinsen Geld 
leihen können. Nur ausnahmsweise gestattete er den Verkauf eines Ritter¬ 
gutes an einen Bürgerlichen. Die Bürger sollten in den Städten wohnen 
und dort Handel und Gewerbe treiben. Namentlich lag dem Könige das Wohl 
der Bauern am Herzen. Bei strenger Strafe verbot er den Gutsherren die 
harte Behandlung derselben. Im ganzen Lande hob er die Leibeigen¬ 
schaft auf. Die Bauern aus den Domänen erhielten ihre Höfe in erbliche 
Verwaltung. Der König ordnete auch an, daß die Bauern fortan überall nur 
an 2—4 Tagen jeder Woche zu den Gutsherren in Arbeit ^Scharwerk^ gehen 
sollten, damit sie nrehr Zeit für ihre eigene Wirtschaft gewannen. 
d) Verbesserung der Rechtspflege. Als Friedrich die Regierung 
antrat, wurde auf dem Lande von den königlichen Amtleuten Gericht ge¬ 
halten. Sie verstanden wenig von dem Rechte und urteilten deshalb oft nach
	        
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