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Geschichte. 
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ist eine geheime und direkte. ^Stimmzettel.] Auf 100000 Einwohner kommt 
immer ein Abgeordneter. Die Mitglieder des Reichstages finb Vertreter des 
Volkes und erhalten seit 1906 Tagegelder für die Tage, an denen sie den 
Sitzungen beiwohnen. Die Verhandlungen des Reichstages sind öffentlich. Zum 
Bundesrat gehören 58 Vertreter von 25 deutschen Staaten. Elsaß-Lothringen 
entsendet keine Vertreter, Preußen 17, und die andern Staaten je nach 
ihrer Größe einen oder mehrere. Der Bundesrat beschließt über Gesetzes¬ 
vorlagen, die dem Reichstage gemacht werden sollen, und über die Gesetze, 
die der Reichstag angenommen hat. Die Gesetzgebung des Reichstages erstreckt 
sich besonders auf das Reichsheer und die Marine, auf Zollwesen und Handel, 
auf Münzen, Maße und Gewichte, auf Rechtspflege, Post- und Telegraphen¬ 
wesen. Die Reichsgesetze stehen über den Gesetzen der einzelnen deutschen 
Staaten und werden erst dann gültig, wenn sie vom Kaiser und von: Reichs¬ 
kanzler unterzeichnet sind. Über die Einnahmen und Ausgaben des Reiches 
muß in jedem Jahre Beschluß gefaßt werden. Das deutsche Reichswappen 
zeigt einen einköpfigen schwarzen Adler ans goldenem Grunde. Die National¬ 
farben sind schwarz-weiß-rot. 
8. Die Jahre des Friedens. 
a) Deutschland als Weltmacht. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege 
erlebte Kaiser Wilhelm 1. trotz seines hohen Alters noch 17 Jahre des Friedens. 
Sein treuer Ratgeber, der Reichskanzler Fürst Bismarck, wußte durch kluge Ver¬ 
handlungen jede Kriegsgefahr zu beseitigen. Es gelang ihm bald, Österreich 
mit dem Deutschen Reiche auszusöhnen und zwischen Österreich und Rußland, 
die wegen der Verhältnisse ans der Balkanhalbinsel lange Zeit uneinig gewesen 
waren, einen Ausgleich herbeizuführen. Durch die Zusammenkunft der drei 
Kaiser in Berlin wurde aller Welt bewiesen, daß Deutschland „seine Stellung im 
Rate der Nationen wiedergewonnen hatte". Als nach dem Russisch-Türkischen 
Kriege England gegen die Friedensbedingnngen Einspruch erhob, brachte Bismarck 
1878 den Berliner Kongreß zustande und vermittelte einen Ausgleich zwischen 
den europäischen Mächten. Da Rußland glaubte, es wäre beim Berliner 
Kongreß benachteiligt worden, fand fortan eine Annäherung zwischen Rußland 
und Frankreich statt. Einem Angriff beider Mächte wußte Bismarck dadurch 
vorzubeugen, daß er 1879 ein Bündnis mit Österreich schloß. Diesem Bunde 
trat 1883 auch Italien bei. So entstand der „Dreibund", der sich als ein 
mächtiger Hort des Friedens erwies. Alle Versuche Frankreichs, Bundesgenossen 
für einen Rachekrieg zu gewinnen, blieben ohne Erfolg. 
Trotz des Dreibundes hat Deutschland stets am meisten ans seine eigene 
Kraft gebaut. Durch das neue deutsche Wehrgesetz wurde die Kriegsmacht 
zu Wasser und zu Laude stark vermehrt. Gute Ausrüstung und gründliche 
Ausbildung für den Dienst in Krieg und Frieden machten Heer und Flotte 
sehr gefürchtet. Die Festungen Metz und Straßburg wurden bedeutend ver¬ 
stärkt. Zur Sicherung der Kriegsflotte fand eine Erweiterung der Kriegshäfen 
Kiel und Wilhelmshaven statt. Unter dem Schutze seiner Kriegsflotte durste 
es Deutschland wagen, 1884 seine erste Kolonie zu erwerben. Zuerst wurde 
Hirts neues Realienbuch. Geschichte. a
	        
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