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Geographie.
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Schlesische Bucht, Stromnetz der Oder. Zwischen dem Sudeten-Vorlande
im SW. und dem Oberschlesischen Landrücken im O. brach die Schlesische
Bucht ein, die nach NW. in das Norddeutsche Tiefland übergeht. Durch diese
Mitte nahm der Hauptstrom, die Oder, den Weg nach NW. Ans dem
Mährischen Gesenke entspringend und zuerst in einem Doppelbogen nach W.
fließend, mußte sie vor der Oberschlesischen Platte nach N. umbiegen. Schon
bald tritt sie in das Tiefland ein. Von links gehen ihr die Nebenflüsse Oppa,
GlatzerNeiße, Katzbach, der Bober und die Görlitzer Neiße, von rechts
die Klodnitz, Malapane und Bartsch zu. (Wo münden diese Nebenflüsse?
Beschreibe ihren Lauf!) Vor der Einmündung werden die meisten Neben¬
flüsse vom Hauptstrom mitgeschleppt, weil dieser viel Schutt ablagert und
dadurch das Einmünden erschwert.
Anbau. Das Tiefland der Schlesischen Bucht ist ein sehr fruchtbares
Gebiet, ein Hauptgebiet des deutschen Ackerbaues, mit bedeutendem Wcizen-
und Zuckerrübenbau. In Niederschlesien breitet sich dagegen am Mittelläufe
des Bober und der Görlitzer Neiße die große Nieder schlesische Heide aus,
deren Sandboden meist mit dunkeln Kiefernwäldern bepflanzt ist.
Städte, Verkehr. Zu bedeutenden Städten haben sich an der Oder
und in der Schlesischen Bucht entwickelt: Ratibor (40 000 E.), Oppeln
(35 000 E.), Brieg (30000 E.), Breslau (515000 (*.), Liegnitz (70000 E.)
und Glogau (25000 E.). Als Mittelpunkt des Verkehrs und des Handels
ragt unter ihnen Breslau hervor. Seine Lage ähnelt der von Cöln, ist aber
nicht so günstig, weil Schlesien für den Weltverkehr keine so vorteilhafte Lage
wie das Rheinland hat. Auch hat die Oder als Schiffahrtstraße bei weitem
nicht die Bedeutung wie der Rhein.
5. Die Staatenbildung.
An Mitteldeutschland haben viele Staaten Anteil. Diese reiche staatliche
Gliederung entspricht dem reichen Wechsel, den das Oberflächenbild dieses Teiles
von Deutschland zeigt. Der größte Teil Mitteldeutschlands gehört aber zum
Königreich Preußen. Mit 6 Provinzen ist dieses an ihm beteiligt, mit der
Rheinprovinz, Westfalen, Hessen-Nassau, Hannover (Bezirk Hildes¬
heim), Sachsen und Schlesien. (Königreich Preußen siehe Abschnitt IV.)
Noch ein zweites Königreich liegt in Mitteldeutschland, nämlich Sachsen.
Ferner haben an ihm zahlreiche kleinere Staaten Anteil, die Staaten des
mittleren Wesergebiets und die thüringisch-sächsischen Staaten.
Das Königreich Sachsen. Dieser Staat, dessen Dreiecksform auffällt,
umfaßt das Erzgebirge und dessen nordwestliche Abdachung; nach O. schließt
sich noch das Gebiet in der Oberlausitz, nach NW. das fruchtbare Leipziger
Becken an. Nach SO. hat Sachsen eine starke Naturgrenze. Die Elbe durch¬
fließt den Staat so, daß f seiner Fläche auf der linken Stromseite liegen.
Sachsen ist nur 15 000 qkm groß (die Provinz Brandenburg ist fast
dreimal so groß), zülst aber 4-f Mill. E. (auf 1 qkm 320 E.). Für die