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Alte Geschichte. 
Göttin Artemis, die bis dahin noch niemand eingeholt hatte; er bezwang den ge¬ 
waltigen Eber am Berge Erymanthus; er reinigte an einem Tage den Stall des 
Angras, in dem 3000 Rinder jahrelang gestanden hatten, ohne daß er jemals gereinigt 
worden war; er vertrieb die stymphalischen Vögel mit ehemen Schnäbeln,Flügeln 
und Klauen; er fing den wütenden Stier des Königs Minos auf Kreta und bändigte 
die wilden Rosse des Diomedes; er besiegte die Amazonen und raubte der Königin 
ihren Gürtel; er holte aus dem heißen Afrika die Rinderherden eines dreiköpfigen 
Riesen und die Äpfel der Hesperiden, die von einem hundertköpfigen Riesen be¬ 
wacht wurden; ja er drang sogar bis in die Unterwelt vor und brachte den dreiköpfigen 
Höllenhund Cerberus an das Tageslicht. Nun war sein harter Dienst beendet. Er 
zog fortan im Lande umher und vollbrachte weitere Wundertaten. Nach langer Wander¬ 
fahrt fertigte ihm seine Gattin ein neues Kleid an und bestrich es innen mit giftigem 
Blut, weil sie glaubte, dadurch würde ihr die Liebe ihres Mannes gesichert. Als Her¬ 
kules das Kleid anlegte, fühlte er am ganzen Körper ein heftiges Brennen. Schnell 
zog er das Gewand aus; aber Haut und Stücke Fleisch blieben daran hängen. In 
seinem großen Schmerz ließ er sich auf einen hohen Berg bringen, bestieg dort einen 
Scheiterhaufen und verbrannte sich. Dabei wurde der Himmel finster, Blitze zuckten, 
und Zeus hob den Helden in den Wolken zum Olymp empor. 
2. Theseus. Zu den berühmtesten Helden gehörte auch Theseus, der Sohn 
des Königs Ägeus von Athen. 
Er wurde ferir von seinem Elternhause erzogen. Als kräftiger Jüngling fand er 
das Schwert und die Sandalen seines Vaters unter einem großen Felsen und brach 
damit nach Atherr auf. Unterwegs befreite er das Land von vier riesenhaften Räubem. 
Der eine hatte bisher mit seiner Keule jeden Wanderer erschlagen, den er antraf. Der 
zweite hatte seine Gefangenen an die Wipfel vor: zwei zusammengebogenen Fichten ge¬ 
bunden und sie beim Auseinanderschnellen zerreißen lassen. Der dritte hatte sie von 
einem steilen Felsen ins Meer gestürzt, und der vierte hatte die großen Wanderer in 
ein kurzes, die kleinen in ein langes Bett gelegt und sie dort grausam gequält oder 
verstümmelt, bis sie starben. Theseus verfuhr mit ihnen e&eitfo, wie sie es mit andern 
gemacht hatten. In Athen wurde er freudig empfangen und von allem Volke als Erbe 
und Nachfolger des Königs anerkannt. Bald darauf bändigte er den m arathonischen 
Stier und tötete den Minotaurus, dem alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben 
Jungfrauen geopfert werden mußten. Dies Ungeheuer hauste auf der Insel Kreta in 
einem Labyrinth mit vielen verschlungenen Gängen, aus denen bisher noch niemand 
den Ausgang gefunden hatte. Theseus aber fand sich nach der Besiegung des Ungeheuers 
heraus; denn die Königstochter Ariadne hatte ihm ein Knäuel Garn gegeben, dessen 
Faden er am Eingänge heimlich befestigte, beim Eindringen abwickelte und auf dem 
Rückwege wieder aufwickelte. Am heimatlichen Meeresstrande erwartete sein Vater 
seine Rückkehr. Theseus hatte versprochen, als Zeichen des Sieges statt der schwarzen 
Segel weiße aufzuziehen. In seiner Freude vergaß er es aber. Sein Vater hielt ihn 
deshalb für tot und stiirzte sich ins Meer, ehe das Schiff gelandet war. sÄgäisches MeeiZ 
Theseus wurde nun König von Athen. Bald empörten sich jedoch die undankbaren 
Athener gegen ihn, so daß er die Stadt verlassen mußte. Er zog auf eine Insel und 
wurde auf Befehl des dortigen Königs, der ihm Freundschaft geheuchelt hatte, hinter¬ 
rücks vom Felsen in das Meer gestürzt. 
3. Der Trojanische Krieg, a) Ursache und Vorbereitungen. An der 
Westküste von Kleinasien lag die große und reiche Stadt Troja. Hier herrschte 
einst der mächtige König Pria mus, der viele Söhne und Töchter hatte. Sein 
schöner Sohn Paris fuhr einst über das Meer und kam nach Sparta zum Könige 
Menelaus, der ihn gastlich aufnahm. Dies lohnte ihm Paris mit Undank; 
denn er raubte seine Gemahlin, die schöne Helena, und brachte sie mit vielen
	        
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