Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen

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Der Tod Palms machte ein gewaltiges Aufsehen in ganz Deutsch¬ 
land. Eine furchtbare Erbitterung gegen Napoleons Blutthat ver¬ 
breitete sich in allen Gauen Deutschlands. 
Im Jahre 1842 hat König Ludwig von Bayern an das Haus 
Palms eine Marmortafel errichten lassen, auf der in lateinischen, 
blutroten Buchstaben zu lesen steht: „Hier wohnte Johann Palm, 
welcher fiel ein Opfer Napoleonischer Tyrannei im Jahre 1806." 
70. Preußens Fall. Jena, Anerlliidt (1806). Friede 
;u Tilsit (9. Juli 1807). 
a) Napoleon behandelte Preußen so geringschätzend und über¬ 
mütig, daß dieses sich gezwungen sah, ihm den Krieg zu erklären. 
Napoleon war darauf vorbreitet und rückte mit 200,000 Mann, zum 
Teil Rheinbündler, den Preußen, 150,000 Mann stark, unter dem 
einundsiebzigjährigen Herzog Ferdinand von Braunschweig, au der 
Saale entgegen. Die Preußen waren in zwei Hausen geteilt. Den 
einen führte der Herzog von Brauuschweig; er stand bei Auerstädt; 
den andern führte Fürst von Hohenlohe; er stand bei Jena. 
Gleich im Anfang der Schlacht wurdeu dem Oberfeldherrn Ferdinand 
von Braunschweig beide Augen ausgerissen. Da er aus Mißtrauen 
niemand seinen Schlachtplan anvertraut, so fehlte jetzt die Leitung, 
und obgleich die Preußen wie Löwen kämpften, so verloren sie doch 
die Doppel-Schlacht und lösten sich in allgemeiner Flucht auf. Schon 
zehn Tage nach der Schlacht konnte Napoleon wegen der feigen Über¬ 
gabe der preußischen Festungen seinen Einzug in Berlin halten. 
Nachdem er Wohnung im Paläste des Königs genommen, ließ er die 
Siegesgöttin auf dem Brandenburger Thor herunternehmen und 
sandte sie, mit der gestohlenen Uhr Friedrichs des Großen, nach Paris. 
Dem Staate legte er 150 Millionen Franken, der Stadt 2 Millionen 
Thaler Kriegssteuer auf. 
fo) General Blücher hatte sich der allgemeinen Schande nicht ge¬ 
beugt. Nach furchtbaren Märschen, verfolgt von der Übermacht der 
Feinde, warf er sich mit 20,000 Mann in die Reichsstadt Lübeck. 
Hier entspann sich ein furchtbarer Straßenkampf. Blücher entkam, 
nachdem er wie ein Rasender gekämpft, mit 8000 Mann, mit denen 
er später auf ehrenvolle Weise kapitulierte (Ratkau). Er durfte unter 
seine Übergabe schreiben: „Ich kapituliere, weil ich kein Brot und 
keine Munition mehr habe!" 
Der König hatte sich mit seiner Familie nach Königsberg be¬ 
geben. Napoleon sandte einen Teil seines Heeres nach Schlesien, unt 
diese Provinz zu erkämpfen. Seine Generale belagerten eine Festung
	        
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