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Geschichte. 
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mit einem großen Heere entgegen und besiegte sie in einer siebentägigen, 
blutigen Schlacht. Dadurch erwarb er sich den Ehrennamen Martell, d. i. 
Hammer. Sein Sohn und Nachfolger war Pippin der Kleine. Dieser 
fragte beim Papste an, wer König sein solle, derjenige, der müßig zu Hause 
sitze, oder derjenige, der das Land regiere. Der Papst entschied zu seinen 
Gunsten. Da ließ Pippin dem Könige seine langen Locken, das Zeichen 
seiner Königswürde, abschneiden und schickte ihn in ein Kloster. Er selbst 
aber setzte sich die Königskrone aufs Haupt und wurde von Papst Stephan II. 
zum König der Franken gesalbt. Zum Dank dafür zog er nach Italien, 
schlug die Longobarden und schenkte dem Papste das Land um Rom. S o 
entstand der Kirchenstaat, der bis zum Jahre 1870 bestanden hat. 
VI. Karl der Große (768—814). 
1. Seine Gestalt und Lebensweise. Nach Pippins Tode machte sich sein 
Sohn Karl zum Alleinherrscher der Franken. Er maß sieben Längen seines 
eigenen Fußes und besaß gewaltige Körperkraft. Mochte er sitzen oder stehen, 
immer hatte er ein würdiges Aussehen. Seine Kleidung war einfach nach 
fränkischer Art. Für gewöhnlich trug er leinene Gewänder, die seine Gemahlin 
und seine Töchter selbst gewebt und gefertigt hatten. An der Seite hing 
ihm das Schwert, dessen Griff und Gehänge aus Gold und Silber waren. 
Bei festlichen Gelegenheiten aber schmückte er sich mit kostbaren Kleidern. 
Als tapfrer Krieger kannte er keine Furcht; als kühner Jäger nahm er allein 
den Kampf mit dem wilden Auerochsen auf; als Reiter und Schwimmer kam 
ihm niemand gleich. Im Essen und Trinken war er mäßig. Am Tage 
arbeitete er unermüdlich. Selbst in der Nacht unterbrach er oft seinen kurzen 
Schlaf, um sich im Schreiben zu üben. 
2. Karl als Kriegsheld. 
a) Die Sachsenkriege. Die Sachsen waren ans. dem europäischen Fest¬ 
lande der einzige deutsche Stamm, der bisher der Macht des Frankenreiches 
widerstanden und die heidnische Religion beibehalten hatte. Von Haß gegen 
die Franken erfüllt, sielen sie oft in ihr Gebiet ein, verbrannten und zer¬ 
störten die Kirchen, beraubten und mordeten die Bewohner. Deshalb drang 
Karl der Große mit einem starken Heere siegreich in das Sachsenland ein, 
unterwarf das heidnische Volk und unterdrückte auch mehrere Aufstünde, die 
später unter der Führung des Sachsenherzogs Widukind ausbrachen. Widukind 
ließ sich mit vielen Edlen taufen. Nach und nach gewöhnten sich die Sachsen 
an die neue Herrschaft. Das Frankenreich umfaßte nunmehr alle deutschen 
Stämme auf dem Festlande. 
b) Seine weiteren Kriege. Auch gegen die Longobarden in Ober¬ 
italien, die den Papst bedrängt hatten, zog Karl zu Felde. Ihren König 
schickte er ins Kloster und nahm die Lombardei in Besitz. In Spanien 
drang er bis zum Ebro vor und gründete dort die spanische Mark. Im 
heutigen Ungarn besiegte er das wilde Reitervolk der Avaren und legte in 
der avarischen Mark den Grund zum österreichischen Kaiserstaate.
	        
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