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Tierkunde. 
es nur zuweilen etwas Gerste oder Dattelkerne. Die meisten Wüstenpflanzen 
sind stachelig; aber die Lippen und der Gaumen des Kamels sind so hart, 
daß es diese ohne Schaden abreißen und zermalmen kann. An den langen 
Beinen befinden sich an verschiedenen Stellen harte Hautverdickungen 
(Schwielen). Aus diesen ruht das Tier, wenn es belastet wird. Auf ein 
Zeichen des Führers kniet es nieder, und auf ein anderes erhebt es sich 
wieder. Nur wenn es zu schwer beladen ist, soll es nicht eher wieder 
aufstehen, bis man ihm die Last erleichtert. An jedem Fuß befinden sich 
zwei lange Zehen, die an der Spitze mit kleinen Hufen bedeckt sind. Die 
Zehen haben unten ziemlich große, schwielige Sohlen, so daß das Kamel 
trotz seiner Schwere nicht tief in den Wüstensand einsinkt. 
Das Dromedar kann auch lange den Durst ertragen. Es trinkt 
nämlich so viel Wasser auf einmal, daß auch die großen verschließbaren 
Falten des Pansens damit angefüllt werden, und damit wird der Magen 
längere Zeit hindurch mit Feuchtigkeit verforgt. Diese Flüssigkeit riecht 
aber sehr übel, und es ist eine Fabel, wenn erzählt wird, daß Reisende 
bei Wassermangel Kamele schlachten, um mit dem Wasser aus dem Magen 
ihren brennenden Durst zu löschen. Dem Kamel fehlt der Blättermagen; 
denn die stacheligen Wüstenpflanzen würden zwischen den engen Falten 
nicht hindurchgehen, ohne ihn zu verletzen. 
Das Kamel wird das Schiff der Wüste genannt. Es trägt bei längeren 
Reisen etwa 200 kg und legt damit täglich 40—50 km zurück, Reitkamele 
sogar die doppelte Strecke. — Die Milch der Kamelstute wird getrunken, 
das Fleisch der jungen Tiere gegessen. Aus dem Felle macht man Leder, 
aus den Haaren warme Decken. Selbst der Mist wird getrocknet und in 
der Wüste als Brennmaterial verwandt. 
In Mittelasien benutzt man vornehmlich das zweihöckerige Kamel oder Trampel¬ 
tier. Es ist weit kräftiger gebaut als das Dromedar, stark behaart und verträgt 
auch Kälte. In den Bergen Südamerikas vertritt das Lama die Stelle des Kamels. Es 
ist bedeutend kleiner und hat keinen Höcker. Die 5 m hohe Giraffe bewohnt das mittlere 
Afrika. Sie trügt auf dem Kopfe zwei mit Fell überzogene Stirnzapfen. Der kurze Körper 
ist gelblichweiß, mit dunkelbraunen, eckigen Flecken. Der Hals ist sehr lang. Die Vorder¬ 
beine sind bedeutend länger als die Hinterbeine. Die Giraffe nährt sich von Baumblättern. 
§ 5. Das Schwein ist ein Zweihufer, aber kein Wiederkäuer. Es 
stammt von dem Wildschwein (Schwarzwild) ab, das in unsern Wäldern 
lebt. Zur Verteidigung benutzt es seine langen Eckzähne (Hauerl, die 
beim Männchen (Eber) besonders stark sind. Die Eckzühne des Unter¬ 
kiefers ragen aus dem Maule hervor und legen sich dicht an die nach 
oben gekrümmten Eckzähne des Oberkiefers an. In der Gefahr schnauft 
der wilde Eber, reibt die Hauer an den oberen Eckzähnen, rennt blitz¬ 
schnell auf den Gegner (Mensch oder Hund) los und schlägt mit seinen 
Hauern von unten und von der Seite her gefährliche Wunden. Die 
zahmen Schweine haben kein so starkes Gebiß.. Der Rüssel, der vorn 
eine Wühlscheibe trügt, in der die Nasenlöcher liegen, ist ein gutes Werk¬ 
zeug zum Wühlen. Die Schweine durchwühlen den Boden, um Erd¬ 
würmer, Insekten, Wurzelknollen u. dgl. aufzusuchen. Die zahmen 
Schweine fressen alles Genießbare; man mästet sie mit Kartoffeln, Schrot,
	        
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